Ein (un-)gleiches Paar

Dienstag. 06. September 2022 (Pia Dahlem)
Martin Brejschka und Nicolas Windt
Martin Brejschka und Nicolas Windt treffen sich täglich in der Mensa auf eine Partie Schach. – Foto: Hochschule Coburg / Pia Dahlem

Letzter Zug und schachmatt. „Gutes Spiel“,  sagt Martin Brejschka zu seinem neuen Schachpartner. Der 71-Jährige hat einfach einen Aushang in der Mensa gemacht und prompt meldete sich ein Gegenspieler.

Noch sind Sommerferien, daher finden sich nur wenige Studierende zum Mittagessen in der Mensa am Campus Friedrich-Streib ein. Umso mehr fallen im halbleeren Speisesaal die beiden, etwas abseits sitzenden, Schachspieler auf. Handelt es sich bei dem ungleichen Paar um Großvater und Enkel? Ist es einer der Senior-Coaches, die ihre Erfahrungen aus dem Berufleben an Studierende weitergeben? Weit gefehlt: Die Schach-Partner sind Kommilitonen, die über einen Aushang zusammengefunden haben.

Konzentriert blicken Nicolas Windt und Martin Brejschka auf das Schachbrett. Nichts lenkt sie ab. Als das Spiel zu Ende ist, dürfen wir ein Foto machen. Dabei erzählen die beiden ein bisschen über sich. „Mein Vater hat mir als Kind Schach beigebracht, aber ich habe lange nicht gespielt“, erzählt Nicolas Windt. Er studiert Soziale Arbeit im achten Semester. „Ich wohne hier im Wohnheim und habe kürzlich wieder begonnen online Schach zu spielen. Dann habe ich den Aushang in der Mensa entdeckt und mich gleich gemeldet.“ „Und zwar postwendend“, wirft Martin Brejschka scherzhaft ein. Er hat auf diesem Wege einen neuen Schachpartner gesucht. Der 71-Jährige hat sich eben für Betriebswirtschaft an der Hochschule Coburg eingeschrieben. Dabei hat der Diplomkaufmann hier schon einmal studiert. „Wir haben 1975 als erster Studiengang mit acht Semestern den Abschluss in Betriebswirtschaft gemacht. Weil wir alles andere getrieben haben, als in Vorlesungen zu sitzen, wurden wir ‚The Swinging Eight‘ genannt.“ Martin Brejschka lacht und hat noch weitere lustige Anekdoten aus seiner damaligen Studienzeit in auf Lager. Er erzählt von strengen Professoren und den vielen Prüfungen, von seiner Karriere als Lokalreporter in Coburg und seiner Zeit in München. „So, ich muss jetzt weiter“, sagt Nicolas Windt dann und steht auf, bevor sich das Schachduo für den nächsten Tag um die gleiche Zeit verabredet.