Kulturpreis Bayern für Absolventen des Studiengangs Bioanalytik

Mittwoch. 27. Oktober 2021 (Pia Dahlem)
Preisträger Lukas Häfner mit dem bayerischen Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (l.) und Bayernwerk-Chef Dr. Egon Leo Westphal (r.). Foto: Alex Schelbert/ Bayernwerk AG
Lukas Häfner
Lukas Häfner mit seinem „Gedankenblitz“ / Foto: Roswitha Häfner

„Ich habe mich gefreut wie ein Schnitzel!“ Lukas Häfner muss herzlich lachen, als er mit diesem Satz den Moment beschreibt, in dem er erfahren hat, dass er mit dem Kulturpreis Bayern für seine Masterarbeit ausgezeichnet wurde.
Geflügelwurst, Pastete, Döner oder Chicken Nuggets. Nicht immer ist drin, was drauf steht. Oft werden bei verarbeiteten Fleischprodukten günstigere Fleischsorten beigemischt. Lukas Häfner hat eine Methode entwickelt mit der in einem Arbeitsgang neun verschiedene Geflügelsorten in Lebensmitteln identifiziert werden können. Seine Masterarbeit im Studiengang Bioanalytik entstand in Zusammenarbeit mit dem Max Rubner-Institut (MRI), dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Kulmbach.

Alle Neune

Bisher gibt es Methoden, um einzelne Geflügelfleischarten zu identifizieren. Neu an Häfners Forschungsergebnis ist, dass gleich neun verschiedene Geflügelarten analysiert werden können. Er erklärt: „Die Methoden, die es gibt, sind nicht so engmaschig, wie man es gerne hätte. Bislang kann man Huhn von Schwein unterscheiden, aber könnte nicht Huhn von Gans unterschieden.“ Der 30-Jährige Preisträger hat ein halbes Jahr im Labor geforscht und danach die Masterarbeit und einen Fachartikel dazu verfasst: „Es war ein ziemlich aufwändiger Prozess, gerade in der Anfangsphase. Wir haben verschiedene Wege ausprobiert, die Peptide zu finden, die man für die Methode braucht.“ Die Mühe hat sich ausgezahlt. „Alle neun Geflügelspezies werden jetzt in einem Analyselauf ausgewertet. Das vereinfacht die Analysen und macht das Ergebnis verlässlicher.“

Dr. Wolfgang Jira hat von Seiten des MRI die Arbeit betreut. Er lobt Häfners Fachwissen und die Einsatzbereitschaft für diese Forschungsarbeit: „Bei der erarbeiteten Methode handelt es sich um das erste Nachweisverfahren, dass eine zuverlässige Differenzierung von hochpreisigen Spezies wie Wachtel, Perlhuhn und Fasan von deutlich preiswerteren Spezies wie Huhn und Pute ermöglicht.“ Diese Analysemethode könnte auch bald in Lebensmittellaboren zum Einsatz kommen. Häfner erklärt: „Wir streben an, dass die Methode in die Sammlung der Standardmethoden aufgenommen wird, das ist allerdings ein längerer Prozess.“

Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Kalkhof würdigt die Arbeit seines Schützlings, schließlich werden die Verbraucher davon profitieren: „Zur Sicherung der Lebensmittelqualität ist eine zuverlässige Authentifizierung der Geflügelart erforderlich. Die Ergebnisse der Masterarbeit stellen einen großen Schritt für die Authentizitätsprüfung und Qualitätssicherung von Geflügelfleisch dar.“

Kann Spuren von Fleisch enthalten

Lukas Häfner ruht sich nicht auf seinem Preis aus, sondern verfolgt seine wissenschaftliche Karriere weiter. Er ist weiterhin am MRI als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und arbeitet an seiner Promotion, die er an der Universität Stuttgart macht. „Ich entwickle jetzt eine Methode, wie man fleischhaltige, vegetarische und vegane Lebensmittel voneinander unterscheiden kann.“ Häfner wird also der Wissenschaft treu bleiben, doch: „Ich könnte mir schon vorstellen, in die Lehre zu gehen.“

Preis für Wissenschaft und Kunst

Die Bayernwerk AG ehrt jedes Jahr zusammen dem mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst kreative Köpfe, die neue Wege gehen. In der Sparte Wissenschaft werden die 32 besten Universitäts- und Hochschulabsolventinnen und -absolventen Bayerns geehrt. Alle Preisträgerinnen und Preisträger erhalten die von dem Schwandorfer Bildhauer Peter Mayer geformte Bronzestatue „Gedankenblitz“ und ein Preisgeld.

Die prämierte Masterarbeit von Lukas Häfner trägt den Titel „Identifizierung von Markerpeptiden zur massenspektrometrischen Differenzierung verschiedener Geflügelarten“. Publiziert in einer Fachzeitschrift als: „Authentication of nine poultry species using high- performance liquid chromatography–tandem mass spectrometry“ (Food Control Volume 122, April 2021)

Die Preisverleihung findet am 28. Oktober ab 19.00 Uhr in München statt. Die Veranstaltung wird im Livestream übertragen.