Startup-Szene: Wenn Maschinen dein Geld verwalten

Mittwoch. 16. Dezember 2020 (Natalie Schalk)
Das Team von Sub Capitals: Marc Schmid, Marius Siegert, Sandra Hinkel, Franz Liebermann, Anja Dinkel, Otto Bschorer (v.li.). Foto: pr

Ein Startup will die Finanzmärkte revolutionieren und nutzt dafür Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen. Das halbe Team kommt von der Hochschule Coburg.

Erfolgreiche Anlegerinnen und Anleger, Finanz-Manager und -Managerinnen: Sie haben ein Gefühl für Märkte. Künstliche Intelligenz fühlt nichts. Sie entscheidet rational nach den Kriterien, die vorgegeben wurden – und das sehr erfolgreich. Banken nutzen schon seit Jahren Algorithmen, um die Entwicklung der Finanzmärkte vorherzusagen. Normale Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Familien und die Oma, die ihre Ersparnisse anlegen will, haben darauf keinen Zugriff. „Wir wollen Künstliche Intelligenz endlich auch für Privatanlegerinnen und -anleger nutzbar machen“, sagt Franz Liebermann. Er ist Chief-Financial-Officer bei Sub Capitals, einem Startup, das seit 2017 besteht und sich vorgenommen hat, mit Künstlicher Intelligenz (KI) ganz neue Zugänge zu den Finanzmärkten zu schaffen. „Nach jahrelanger Entwicklung ist unser Algorithmus nun so weit, dass er vielversprechende Ergebnisse liefert.“

Liebermann ist 25 – ein alter Hase in der Startup-Szene. Er hat an der Hochschule Coburg im Bachelor Automobiltechnik und Management studiert, seinen Master in BWL gemacht und war einer der Jungunternehmer, die aus der Hochschule heraus die Mobilitäts- und Pendler-Plattform movaco gegründet haben. „Die Hochschule hat uns sehr geholfen“, sagt er und erzählt von verschiedenen Netzwerken. Dieses Jahr ist er zu Sub Capitals gewechselt. „Die Gründer kenne ich auch schon seit Jahren.“ Firmensitz ist München. „Aber das halbe Team kommt aus Coburg.“ Studentin Anja Dinkel schreibt ihre Bachelorarbeit über Sub Capitals bei Prof. Dr. Victor Randall an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Coburg. „Und Sandra Hinkel studiert an der Hochschule Produktdesign. Sie erstellt das Erscheinungsbild, Corporate Design und gestaltet gerade unsere erste App.“

Das Einzigartige an dem Unternehmen ist aber, wie es die Künstliche Intelligenz nutzt. „Unsere KI hat drei Kompetenzfelder“, erklärt Liebermann: „Erstens: Risikoanalyse. Sie schätzt ein, ob die aktuelle Marktsituation eine normale ist oder nicht.“ Corona wirbelte die Märkte im Frühjahr so durcheinander, dass auch die Robo-Advisor, also andere auf Algorithmen basierte Systeme, dem Crash nicht ausweichen konnten. Viele erwirtschafteten erhebliche Verluste. Das soll mit der KI von Sub Capitals vermieden werden. „Die Zeitreihenanalyse ist die zweite Kompetenz. Die KI nimmt in die Berechnung mit auf, wie sich der Chart zu welcher Zeit entwickelt hat.“ Wenn die Analyse der Vergangenheitsdaten ergibt, dass es wahrscheinlich ist, dass jetzt der Kurs fällt, sagt die KI: verkaufen!“

Bei der dritten Kompetenz arbeitet Sub Capitals mit dem ganz jungen Start-up WilTale zusammen, das sich noch in der Gründungsphase befindet. Die Gründer kommen ebenfalls aus der Hochschule Coburg, werden hier unterstützt und beschäftigen sich mit KI im Bereich der Nachrichten. Alle Medien berichten über Automobilhersteller xy? Positiv oder negativ? „Das bezieht unsere KI mit ein“, sagt Liebermann. „Die Kompetenz ist Sentiment“, erklärt Liebermann. Da ist es wieder: Das Gefühl für die Märkte. Die Stimmung. Die KI ermittelt sie, indem sie Nachrichten scannt. Künstliche Intelligenz weiß doch einiges über Gefühle.