Eine neue Heimat finden

Dienstag. 24. Januar 2017 (Mareike de Raaf)
Studierende neben dem Plakat zum Thema Heimat
Jessica Noack und Carina Bartl fragen: Was bedeutet Heimat?

Ein Syrisches Sprichwort lautet: „Nach der Heimat gibt es keine Heimat mehr“. Zwei Studentinnen der Hochschule Coburg begleiteten drei Geflüchtete dabei, in Coburg heimisch zu werden. Dem Thema haben sie sich aus Sicht der Innenarchitektur genähert.

Der Schlossplatz, das Landestheater und die Morizkirche: das sind die Orte, die die Geflüchteten Monzer Shamia, Sameh Tayeb und Mohamad Shahm Damlakhi mit ihrer Ankunft in Coburg verbinden. Für ein Projekt der Innenarchitektur-Studentinnen Carina Bartl und Jessica Noack haben die drei Syrer ihre Lieblingsorte in Coburg fotografiert. Die Studentinnen führten parallel dazu Interviews mit ihnen und notierten ihre Geschichten. Sie unterhielten sich über Lebenspläne, das Ankommen und Unterwegs sein und über kulturelle Unterschiede.
Ausgangspunkt der Studentinnen war die Frage, wie sich die Ankunft in einer neuen Stadt in der Wahrnehmung der Räume widerspiegelt. Der Lebensweg der Geflüchteten in Coburg sollte in Bildern erlebbar werden. Mit ihren Fotos zeigen die Geflüchteten ihren eigenen Blick auf die Stadt und halten wichtige Stationen fest.

Monzer Shamia ist einer von ihnen. Er hat die Coburger Morizkirche fotografiert. In Aleppo studierte er Kunst als der Krieg ausbrach. In Coburg fiel ihm daher zuerst die Architektur auf. Sie fasziniert ihn bis heute. Zur Morizkirche kehrt er immer wieder zurück.
Für Shahm Damlakhi ist seine erste Erinnerung an Coburg das Theater. In seiner ersten Zeit in Coburg spielte er mit anderen Geflüchteten in einem Theaterprojekt mit. Mittlerweile mag er den Marktplatz in Coburg. Der Platz ist an Markttagen besonders lebendig. Es sind viele Menschen unterwegs und man kommt ins Gespräch. Das hat Sameh Damlakhi zu Beginn in Deutschland am meisten vermisst. Auch wenn er sich bewusst dafür entschieden hat, nach Deutschland zu gehen, empfand er es zu Beginn wie ein Exil. Mittlerweile fühlt er sich hier mehr zuhause, da er viele Menschen kennengelernt hat. „Ich will hier studieren und einen guten Job finden“ sagt er heute.
„Kann man mehr als eine Heimat haben?“ – das fragten Carina Bartl und Jessica Noack die Geflüchteten. Ja antworten die drei. Für sie bleibt Syrien gedanklich ihre Heimat. Gleichzeitig wollen sie in Deutschland ankommen und sich ein Leben aufbauen. Für Monzer ist daher die Antwort klar: „Deutschland ist meine zweite Heimat, Heimatland“.

Was Innenarchitekten für die Flüchtlingshilfe leisten können, liegt nicht deutlich auf der Hand. Die Studentinnen Carina Bartl und Jessica Noack wollten dennoch etwas dazu beitragen. Daher haben sie in ihrem Projekt eine Methode gefunden, um den Lebensalltag der Geflüchteten visuell darzustellen. Sie zeigen, wie es ist, in der Fremde ein neues Zuhause zu suchen.
Das Projekt der Innenarchitektur-Studentinnen entstand im Rahmen eines Praxisprojekts des Coburger Wegs, der die interdisziplinäre Lehre an der Hochschule fördert. Das ermöglicht den Studierenden den Blick über die Fächergrenzen hinaus. „Den Design-Aspekt unseres Studiums mal ganz anders umzusetzen, das war das Schöne an dem Projekt“ sagt auch Carina Bartl. Die Lehrenden Wolfram Richter und Dr. Regina Graßmann unterstützten sie dabei.