Künstliche Intelligenz und Kronacher Lebensart

Montag. 22. März 2021 (Natalie Schalk)
Prof. Dr. Georg Arbeiter - Foto: Julian Uebe, Hochschule Coburg

Der Studiengangsleiter für Autonomes Fahren freut sich über den Start am Lucas-Cranach-Campus in Kronach: Schon lange fasziniert Prof. Dr. Georg Arbeiter die Frage, wie Maschinen lernen.

Gerade hat das erste Semester des neuen Master-Studiengangs „Autonomes Fahren“ am Kronacher Lucas-Cranach-Campus LCC begonnen. Auch Studiengangsleiter Prof. Dr. Georg Arbeiter ist neu. Er ist Professor der Hochschule Coburg und lehrt am LCC. Kronach ist für ihn allerdings längst Heimat geworden: „Wir haben ein Haus gebaut, für Familien ist die Lebensqualität hier einfach sehr gut“, sagt er. „Es ist eine schöne, mittelalterliche Stadt und ich liebe diese Naturnähe und die oberfränkische Lebenskultur.“ Er lacht kurz auf: Auch die kulinarischen Spezialitäten schätze er. „Das habe ich in Stuttgart zum Beispiel echt vermisst.“

Ursprünglich kommt Arbeiter aus Hof, in Erlangen hat er Mechatronik studiert und in Stuttgart promoviert. „Ich habe mich mit mobiler Robotik beschäftigt, mit Sensordatenverarbeitung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz.“ Das Thema ließ ihn nicht mehr los und er wollte ohnehin zurück in die Region: In Kronach arbeitete er erst bei Continental an kamera-basierten Fahrerassistenzsystemen, danach wechselte er zu Valeo. Der Automobilzulieferer betreibt seit fünf Jahren hier einen Forschungs- und Entwicklungsstandort zum autonomen Fahren. Eines von Arbeiters Themen war, fürs autonome Fahren Daten von Laserscannern nutzbar zu machen.

Das Problem dabei ist die Menge an Informationen und die unendliche Vielfalt möglicher Konstellationen im Verkehr. „Mit händischem Engineering kann autonomes Fahren nicht realisiert werden. Wir brauchen KI“, sagt der Professor. Das Thema fasziniert ihn seit seiner eigenen Studienzeit; jetzt wird er es im neuen Masterstudiengang vermitteln. Es geht darum, wie Maschinen lernen, Muster zu erkennen – also zum Beispiel Gemeinsamkeiten, die alle Menschen verbinden oder Merkmale, die bei Autos immer gleich sind. Auf diese Weise wird der Algorithmus darauf trainiert, Menschen und Autos zu unterscheiden. Diese Methode des tiefen, mehrschichtigen maschinellen Lernens nutzt künstliche neuronale Netze und wird „Deep Learning“ genannt. Das bedeutet allerdings nicht, dass die KI unendlich weiterlernt: „Nach aktuellem Stand der Technik geht es darum, ins Fahrzeug ein fertiges System einzubauen, das sicher ist.“

Modellstadt im Labor

Im ersten Semester haben die Studierenden die Aufgabe, ein Modellauto zu bauen und zu programmieren. „Unser Studiengang Autonomes Fahren besteht nicht klassisch aus vielen Vorlesungen, sondern wir setzen auf ein praxisorientiertes Studienkonzept, das die Projektarbeit im Zentrum hat.“ Ähnlich wie bereits im Kronacher Studiengang ZukunftsDesign verstehen sich die Professorinnen und Professoren dabei als Coaches. „Mich reizen diese innovativen Lehrmethoden“, sagt Arbeiter. Wichtiger Teil bei der praktischen Ausrichtung des Studiums ist auch das Labor für künstliche Intelligenz des autonomen Fahrens, das er leitet. In einer Modellstadt können die Studierenden hier ihre programmierten Modellautos testen.

Grundsätzlich geht es im Studiengang aber nicht nur um Autos, sondern auch um andere autonome Systeme wie Drohnen oder fahrerlose Transportsysteme in der Logistik. Auch KI ist nur eines der Themen, die es für solche Systeme braucht. „Ich freue mich auf den Input der Kolleginnen und Kollegen“, Arbeiter nickt zufrieden: „Darauf, dass wir gemeinsam diesen tollen Studiengang aufbauen.“ Inhaltlich sei bei dem Thema fast alles vorstellbar. „Die Hochschule Coburg hat auch großes Potenzial in der Forschung, und das ist ein riesiges Forschungsgebiet, in dem noch ganz viel kommen wird.“