MakerLab Murnau als Ideengeber

Dienstag. 23. Januar 2018 (Dr. Margareta Bögelein)
Prof. Dr. Christiane Fritze, Jan-Ulrich Bittlinger, Prof. Anne Bergner und Stephan Horn  im Gespräch
Hochschul-Präsidentin Prof. Dr. Christiane Fritze, Jan-Ulrich Bittlinger, Prof. Anne Bergner und Stephan Horn, Wirtschaftsförderer der Stadt Coburg, im Gespräch (v.li.).

Mit CO-CREAPOLIS will die Hochschule Coburg ein Transfercenter mit Maker Space einrichten und wird dafür im Rahmen des Bundesprogramms „Innovative Hochschule“ in den nächsten fünf Jahren mit 6,5 Mio. EUR gefördert. Wie ein solches Projekt im ländlichen Raum funktionieren kann, zeigte Jan-Ulrich Bittlinger, Wirtschaftsförderer der oberbayerischen Gemeinde Murnau, am Beispiel des MakerLab Murnau e.V.

„In den nächsten 15 Jahren geht der Anteil der erwerbstätigen Personen in unserer Region um 30 Prozent zurück. Gleichzeitig steigt der Anteil der über 65-Jährigen um den gleichen Wert. Für die Region Coburg gibt es die gleiche Prognose.“ Mit diesen Zahlen zeigte Jan-Ulrich Bittlinger Parallelen zwischen seiner Heimatgemeinde Murnau a. Staffelsee in Oberbayern und Coburg auf. Auf Einladung der Hochschule Coburg kam er nach Coburg, um zu zeigen, welche Möglichkeiten für wirtschaftliche Entwicklungen auch im ländlichen Raum bestehen.

Der Wirtschaftsförderer der Gemeinde Murnau setzt dabei konsequent auf das innovative Potenzial der Menschen vor Ort und auf die Vernetzung der regionalen Akteure. Die Gemeinde richtete dazu in einem leerstehenden Klinikgebäude ein Innovationsquartier und ein sog. MakerLab ein. Das Innovationsquartier bietet Existenzgründern die Möglichkeit zu günstigen Mieten mit ihren Ideen zu starten und sich mit anderen Gründern zu vernetzen. „Unser Fokus liegt dabei auf Leuten aus der Kreativwirtschaft, der Software- und Gamesindustrie“, erklärt Jan-Ulrich Bittlinger. „Wir wollen, dass sich kreative Einzelkämpfer vernetzen und so gemeinsam größere Projekte angehen können.“

Dieses Konzept scheint aufzugehen. Die 70 Räume sind aktuell an 45 Jungunternehmer vermietet. Das generiert jährliche Mieteinnahmen von ca. 100.000 EUR. Zuvor hatte die Gemeinde ca. 800.000 EUR in das Gebäude investiert. Dabei verzichtet man bewusst auf eine Rundum-Betreuung der Mieter: „Wir haben nur die Hülle bereitgestellt. Jeder Mieter investiert selbst in seine Räume.“ Trotzdem liegt dem Wirtschaftsförderer Bittlinger der wirtschaftliche Erfolg seiner „Schützlinge“ sehr am Herzen. Aus diesem Grund begleitet er die Existenzgründer, sorgt dafür, dass sie sich vernetzen und voneinander profitieren. Dazu gehören auch Zielvereinbarungen, die er mit ihnen abschließt.

Zum kreativen Umfeld gehört das MakerLab Murnau e.V. Auf 200 qm entstand eine offene Hightech-Werkstatt mit 3 D-Drucker, Laser-Cutter und verschiedenen Werkstätten für Elektronik, Holz, Metall, Siebdruck, Medien und Textil sowie ein Computerraum für Schulklassen. Der MakerLab Murnau e.V. hat aktuell 90 Vereinsmitglieder, die monatlich 20 EUR Mitgliedsbeitrag bezahlen, um die Werkstätten nutzen zu können. Das Herzstück des Areals ist jedoch die Cafeteria. „Wir haben bewusst alle Teeküchen im Gebäude abgeschafft. Uns ist es wichtig, dass die Menschen sich hier treffen und gemeinsam neue Ideen ausbrüten“, erklärt Jan-Ulrich Bittlinger.

Der Kontakt zu dem Murnauer Wirtschaftsförderer kam über Prof. Anne Bergner zustande. Die Coburger Design-Professorin beschäftigt sich derzeit wissenschaftlich mit der neuen Entwicklung „Maker Spaces“.