Die Hochschule Coburg in Venedig

Montag. 17. Mai 2021 (Pia Dahlem)
Detail der Ausstellung
Ein Blick in die Ausstellung der Hochschule Coburg in Venedig.
Prof. Markus Schlempp
Prof. Markus Schlempp beim Aufbau
Das Gesamtbild
Gesamtansicht
Aufbau
So sah der Raum vor dem Aufbau aus. / Fotos: Hochschule Coburg

Die Biennale in Venedig gilt als die Weltausstellung der Architektur. Vom 22. Mai bis 21. November 2021 präsentiert sich auch die Hochschule Coburg mit einer eigenen Ausstellung zum Thema „Heritage Design“. 

Anfang Mai reisten Studierende aus dem Bachelorstudiengang Architektur und den Masterstudiengängen Design sowie Denkmalpflege für einige Tage in die Lagunenstadt. Sie bauten ihre Ausstellung im Venezianischen Palazzo Mora auf. Das Europäische Zentrum für Kultur (ECC) zeigt jedes Jahr zeitgleich zur Biennale eine kostenlose Schau an verschiedenen Orten in Venedig zu gesellschaftsrelevanten Themen. Prof. Markus Schlempp, Studiengangsleiter im Master Design mit dem Schwerpunkt Heritage Design, hat dieses Projekt betreut: „Es ist ein stimmungsvoller Raum entstanden, der auf abstrakte Weise den ländlichen Raum in der Region Oberfranken assoziiert.“

Ländlicher Raum ist gefragt

Über mehrere Semester erarbeiteten die Studierenden die Ausstellung unter dem Begriff „Heritage Design“. Darunter versteht man die Gestaltung unseres baulichen Erbes, also die nachhaltige Entwicklung und Gestaltung der bestehenden Bausubstanz. In einem interdisziplinären Wahlfach unter Leitung von Prof. Markus Schlempp, der Lehrbeauftragten Dr. Tijana Vojnović Ćalić und in Kooperation mit dem Lichtdesigner Dip.-Ing. Michael Müller wurden Ideen entwickelt und bis zur Umsetzungsreife gebracht. „Als kleine Hochschule in der ländlich geprägten Region Oberfranken mit ihrem umfangreichen Portfolio an historischer Bausubstanz, sehen wir uns verpflichtet, ihm mit angemessenem Respekt zu begegnen“, beschreibt Prof. Schlempp die Idee zur Ausstellung. „Durch die Corona-Krise ziehen viele Familien aus Großstädten wieder verstärkt in ländliche Regionen“, sagt Schlempp. Dadurch würden immer mehr gelichförmige Einfamilienhaussiedlungen ohne Bezug zum Ort entstehen. Die Hochschule Coburg will mit neuen Ideen und Konzepten diesem Trend entgegenwirken. „Wir möchten, dass gewachsene Ortskerne revitalisiert werden und an dem Bestehenden angeknüpft wird, indem ein attraktives Umfeld geschaffen wird.“ Dabei spielt der nachhaltige Umgang mit bestehenden Ressourcen eine wichtige Rolle: Recycling, Upcycling und Re-Use der bestehenden Bausubstanz stehen dabei im Vordergrund. Design und Gestaltung sollen an das vorhandene Erscheinungsbild anknüpfen und dieses zeitgemäß transformieren, um eine vertraute Einheit zu bilden.

Scheunenviertel in Gräfenberg

Die Ausstellung in Venedig zeigt in abstrakter Form die Kulturlandschaft der Region Oberfranken mit der vorhandenen Baustruktur in neuer Anordnung arrangiert. Bespielhaft für die Lehre an der Fakultät Design werden zwei Projekte präsentiert, die die Umnutzung und Weiterentwicklung bestehender historisch wertvoller Bausubstanz im ländlichen Raum aufzeigen. Ein Projekt bezieht sich auf das historische Scheunenviertel in Gräfenberg. Diese Ansammlung von Fachwerkscheunen, die überwiegend in der Wiederaufbauphase nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden waren, stellt ein Ensemble mit außergewöhnlicher struktureller sowie bau- und kulturhistorischer Bedeutung dar. Mit Studierenden des Bachelorstudiengangs Architektur und des Masterstudiengangs Design mit dem Fokus Heritage Design, wurden unterschiedliche städtebauliche Rahmenpläne entwickelt und Nutzungskonzepte für die einzelnen Scheunen aufgezeigt, die dem Ort und seiner Bedeutung gerecht werden. Dabei stand die Verbindung von Wohnen und Arbeiten im Vordergrund, um eine lebendige Durchmischung zu erzeugen.

Alte Schäferei in Ahorn

Das andere Projekt zeigt eine Weiterentwicklung der alten Schäferei in Ahorn bei Coburg. Dort waren bis in die 1930er Jahre jeden Winter zirka 500 Schafe untergebracht. Nach der Aufgabe der Schäferei verfielen die Gebäude bis in die 1970er Jahre. Der Förderverein "Gerätemuseum des Coburger Landes e.V." fasste 1973 den Entschluss, die alte Schäferei als Repräsentationsort herzurichten und hier das Gerätemuseum des Coburger Landes zu etablieren. Der Sammlungsbestand umfasst mittlerweile rund 60.000 Objekte und bildet damit die bedeutendste volkskundliche Sammlung für das ehemalige Herzogtum Coburg. Mit Studierenden des Bachelor Studiengangs Architektur und der Masterstudiengänge Design und Denkmalpflege wurden Konzepte erarbeitet, die Sammlung neu zu ordnen und um einen Bereich zu erweitern, ohne das historische Ensemble zu sehr zu beeinträchtigen. Die abstrakt dargestellte Kulturlandschaft wurde mit Studierenden des Bachelorstudiengangs Innenarchitektur ausgeleuchtet. Damit entstand die stimmungsvolle abstrakte Landschaft, die man noch bis Ende November im Palazzo Mora in Venedig besuchen kann.

Die Eröffnung kann man auch online am 20. und 21. Mai miterleben.