24. Februar '23
Sicher gibt es kein Patentrezept, wie man „erfolgreich“ alt wird. Dennoch gelingt es manchen Menschen im Alter aktiv, zufrieden und möglichst selbstständig zu leben. Wie machen diese Menschen das und, kann man so etwas bereits in jungen Jahren üben? Diesen Fragen ist Hannes Steinthaler im Rahmen seiner Doktorarbeit nachgegangen. Nun gibt er sein Wissen in einem Kurs an der VHS weiter.
Er selbst hat erst mit über 70 Jahren seine Promotion im Bereich Psychologie und Medizin gemacht. Das brachte ihm als einer der ältesten Doktoranden Bayerns bundesweit großes Interesse ein. Nicht nur daher weiß er, was es bedeutet „erfolgreich“ älter zu werden. Es gibt zwar kein Rezept für alle Menschen, doch: „Man muss sich für sich selbst anstrengen und die Kraft, die man im Alter braucht, ob geistig oder körperlich, täglich trainieren.“
Wissenschaftliche Erkenntnisse und Selbstreflexion
Hannes Steinthaler hat sich im Rahmen seiner Forschungsarbeit eingehend mit unterschiedlichen Modellen der gerontologischen Wissenschaft beschäftigt. Betreut wurde er dabei von Prof. Dr. Niko Kohls, Professor für Gesundheitswissenschaften/ Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg. Begriffe wie Resilienz, emotionale Selbststeuerung, soziale Intelligenz, Selbsteinschätzung und Proaktivität spielen hier eine Rolle. In dem „Seniorenkolloquium“ an der VHS will Steinthaler gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Frage nachgehen, inwieweit die Fähigkeiten erlernbar sind, die zum erfolgreichen Altern führen. Außerdem, ob es einen optimalen Zeitpunkt für den Erwerb dieser Fähigkeiten gibt und natürlich welche persönlichen Voraussetzungen ausschlaggebend sind. „Es wird sicher keine Tipps und Tricks geben, sondern soll die Menschen mitnehmen, sie berühren und anregen, die eigenen Stärken und Fähigkeiten wieder zu aktivieren“, erklärt er. Was er in jedem Fall tut, sind anschauliche Beispiele für die komplexen wissenschaftlichen Thesen zu benutzen. So beschreibt er den Schlüssel zum erfolgreichen Altern: „Wenn man einen Kuchen backt und am Ende sagt: ‚Der ist mir gelungen‘, dann hat man vorher eine Vorstellung davon gehabt, wie der Kuchen riechen soll, wie soll er aussehen und schmecken soll.“ Man braucht also einen guten und realistischen Plan und eine genaue Vorstellung von dem was man will.
Einen großen Teil seiner Erkenntnisse für die Forschungsarbeit zog Hannes Steinthaler aus Patientenbefragungen. Diese führte er am Zentrum für Altersmedizin des Regiomed Klinikums Coburg unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Kraft durch. „Hier gab es zwei Gruppen. Die einen waren die Aktiven, die wegen weniger schwerwiegenden Krankheiten in der Klinik waren.“ All diese Patientinnen und Patienten waren eher optimistisch und emotional resilient. „In der anderen Gruppe waren multimorbide Patienten, die keine selbstgestalterischen Fähigkeiten mehr in sich trugen“, erklärt Hannes Steinthaler.
Spannende Doktorarbeit, spannender Doktorand
Das Thema der Doktorarbeit selbst ist für Prof. Kraft sehr spannend, aber das Beispiel, das der Doktorand selbst abgibt, erst recht. „Er beweist, dass auch mit über 70 Jahren eine erfolgreiche Promotion möglich ist. Wichtig dafür sind: Offenheit für Neues, Aufmerksamkeit für die Besonderheiten aktiven Alterns, und positive Zuwendung zu Menschen unabhängig vom Geburtsdatum“, betont Johannes Kraft. Außerdem gibt er dem frisch gebackenen Doktor noch ein großes Kompliment mit auf den weiteren Weg: „Dr. Hannes Steinthaler macht durch seine erfolgreiche Promotion im 7. Lebensjahrzehnt Mut, immer wieder Neues zu beginnen. Er gibt uns damit originelle Impulse in einer älter werdenden Gesellschaft.”
Der VHS Kurs „Selbstverantwortung übernehmen und erfolgreich altern“ startet am 14. März in Neustadt.