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7. Dezember '15

Neben Training, Spielen und Studium ist nicht mehr viel Zeit für Anderes. Drei Spieler des Handball-Zweitligisten HSC 2000 Coburg drücken dennoch regelmäßig die Hochschulbank. Präsident Michael Pötzl hat die drei beim Training besucht.
Michael Pötzl auf ungewohntem Terrain. Am Morgen noch hat er den neuen Masterstudiengang in Kronach der Presse vorgestellt, danach ging es weiter zu Ingenieurskollegen nach Aschaffenburg. Jetzt, nach zweieinhalbstündiger Autofahrt, steht er – in schwarzer Jeans, Oxfords, weißem Hemd und Jackett – zwischen den leeren Rängen der HUK-COBURG Arena und beobachtet die Sportler auf dem Feld. Es ist Donnerstagabend, die erste Mannschaft des HSC 2000 Coburg trainiert vor dem nächsten Heimspiel. Pässe, Spielzüge, Abwehr – Trainer Jan Gorr lässt seine Spieler nicht aus den Augen: verbessert, kritisiert, motiviert. Mit Handball hatte Pötzl bisher nicht viel am Hut. „Ich habe nie so richtig Zugang gefunden!“, gibt er zu. Er selbst habe früher Volleyball gespielt – und natürlich Fußball.
Drei Spieler des HSC wollen das ändern: Torwart Oliver Krechel, Rückraumlinks Matthias Gerlich und Linksaußen Steffen Coßbau. Seit Oktober studieren alle drei Betriebswirtschaft an der Hochschule Coburg. Unter dem Motto „Spitzensport trifft Hochschule“ sind in nächster Zeit auch gemeinsame Veranstaltungen mit dem HSC Business Club geplant. Höchste Zeit für Präsident Pötzl, die unbekannte Sportart kennenzulernen.
Das klebrige Harz am Handball, fällt ihm als erstes auf. „Kann man damit überhaupt werfen?“ „Das ist reine Gewöhnungssache“, sagt Matthias Gerlich. „Am Anfang ist es ein komisches Gefühl und dann will man gar nicht mehr ohne.“ Gerlich hatte früher schon ein Lehramtsstudium begonnen. Mit der Betriebswirtschaft will er es jetzt noch einmal richtig angehen. Oliver Krechel und Steffen Coßbau haben nach dem Abitur eine Ausbildung zum Bank- bzw. Industriekaufmann gemacht. „Damit ist es heute aber nicht mehr getan“, stellt der Magdeburger Coßbau fest. „Um weiter zukommen, müssten wir Fortbildungen besuchen. Das ist mit unserem Tagesablauf einfach nicht machbar“, bestätigt Krechel. Ein Studium sei da viel flexibler.
Zweimal am Tag trainieren die Handballer, um ihr Ziel – den Aufstieg in die erste Liga – zu erreichen. Am Morgen meistens Kraft- oder Ausdauer, am Abend dann auf dem Spielfeld. Die Vorlesungen beginnen in der Regel um acht Uhr. Das alles unter einen Hut zu bringen, erfordert Disziplin. Eine Eigenschaft, die den Spielern aber auch im Studium hilft. „Wenn wir bummeln würden, hätten wir keine Chance. Durch den Sport haben wir gelernt, dran zu bleiben“, erklärt Gerlich.
Dran bleiben muss auch Michael Pötzl. Der erste Ball ging weit am Tor vorbei. „Ein Klassiker“, lacht Steffen Coßbau. „Mit dem Harz an Ball und Hand muss man einfach anders werfen.“ Und tatsächlich. Die nächsten Versuche gehen sicher Richtung Tor – den ein oder anderen Ball kann auch Oliver Krechel nicht halten. Beifall am Spielfeldrand. Die Volleyballspieler der VSG Coburg/Grub bauen mittlerweile ihre Sachen auf und machen sich warm. Sie trainieren nach dem HSC in der Arena. Auch mit der VSG kooperiert die Hochschule. Mit Kapitän und Neunationalspieler Noah Baxpöhler hatte sich Pötzl vorhin schon kurz ausgetauscht. Er und zwei weitere Spieler – Leonhard Tille und Lukas Schattenberg – studieren ebenfalls in Coburg. Jetzt beobachten sie den Präsidenten bei seinen Torwürfen.
Gerlich erhöht den Schwierigkeitsgrad, zeigt wie man bei einem Fallwurf aufs Tor spielt. Am Ende sind alle ziemlich überrascht. So schlecht hat sich der Handball-Laie Pötzl gar nicht angestellt. Und auch er hat Geschmack gefunden: „Ist denn die Technik schon völlig ausgereizt oder gibt es noch Raum für Innovationen?“ Man könne doch den Ball noch etwas modifizieren. Wie schnell so ein Handball im Übrigen fliegt, wollen Studierende der Hochschule bald messbar machen und einmal gegen die Profis des HSC antreten.
In der HUK-COBURG Arena stehen die Spieler noch kurz mit Michael Pötzl zusammen. Dann verabschiedet er sich. „Ein bisschen Harz hat er jetzt bestimmt am Schuh“, schmunzelt Krechel. Unkompliziert und persönlich war das Aufeinandertreffen von Spitzensport und Hochschule an diesen Abend. Und das soll auch im Studium so bleiben. „Herr Pötzl hat die kurzen Wege an der Hochschule betont“, hält Steffen Coßbau fest. „Das ist in Coburg wirklich angenehm. Eine kleine, schöne Hochschule.“

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