Die Zukunft der Verpackungen

Mittwoch. 22. Juli 2020 (Pressestelle)
Kaufen, auspacken, wegwerfen: Knapp 19 Millionen Tonnen Verpackungsmüll fallen jährlich in Deutschland an. Foto: Hochschule Coburg
Prof. Dr. Stefanie Wrobel. Foto: Hochschule Coburg

Ob Karton oder Folie: Die meisten Produkte werden in irgendetwas eingepackt, und das ist ein großes Problem für die Umwelt. Über Lösungen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft bei der Veranstaltung „Innovation durch Dialog“.

„Pro Person produzieren wir in Deutschland durchschnittlich 220 kg Verpackungsmüll im Jahr“, erklärte Halgard Stolte von der ArtFlex Software GmbH in ihrem Vortrag bei der Auftaktveranstaltung der Reihe „Innovation durch Dialog“. Knapp zwei Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft und verschiedenen Unternehmen und Branchen in der Region tauschten sich an diesem Abend zum Thema „Nachhaltigkeit und recyclefähige Verpackung“ aus. Aufgrund der Corona-Pandemie fand das Ganze online statt, organisiert wurde die Veranstaltung vom Innovations-Zentrum Region Kronach e.V. in Kooperation mit dem Coburger Designforum Oberfranken und CREAPOLIS, der Innovations- und Vernetzungsplattform der Hochschule Coburg.

Die Verpackung der Zukunft müsse vollständig wiederverwertbar oder kompostierbar sein, sagte die Referentin aus dem Management von Artflex mit Sitz in Nordhalben (Landkreis Kronach), außerdem bestimme der gesamte Lebenszyklus die Nachhaltigkeit einer Verpackung: von der Produktion über die Verwendung bis hin zur Entsorgung. Möglichkeiten für nachhaltige Kunststoffverpackungen können in der Pyrolyse liegen, wie Olaf Hegen, Entwicklungsleiter bei Verpa Folie aus Weidhausen (Landkreis Coburg), erklärte. Das Unternehmen arbeitet daran, Altkunststoffe mit thermo-chemischen Umwandlungsprozessen in ihre Grundsubstanzen zu zerlegen, so dass sie für neue Kunststoffe wiederverwertet werden können. Und zwar ohne die Einschränkungen der heutigen Wiederverwertung von PET, wie Hegen berichtete. „Das ist natürlich teurer als ölbasierte Kunststoffe, aber letztendlich wird das die Zukunft sein.“

Warum Unternehmen überhaupt nachhaltig sein wollen, erklärte Prof. Dr. Stefanie Wrobel. Die Professorin für Entrepreneurship im Masterstudiengang ZukunftsDesign an der Hochschule Coburg sagte, dass Unternehmen sich in einer ersten Stufe des nachhaltigen Wirtschaftens hauptsächlich auf Kosteneinsparung und Profit fokussieren. In der zweiten Stufe integriert das Unternehmen Aspekte der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit in Strategie und Struktur, beispielsweise durch Umweltmanagementsysteme und Nachhaltigkeitsberichte. Ein Unternehmen im Sinne von Nachhaltigkeit 3.0 sieht außer wirtschaftlichen Chancen auch die Vorteile für die Gesellschaft: Es minimiert die negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur, übernimmt Verantwortung und entwickelt mit seinen Kompetenzen Lösungen für globale Probleme. „Dabei bedarf es den Mut, Bestehendes und Traditionelles in Frage zu stellen, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen“, resümierte die Professorin für Entrepreneurship.

Außer den Vorträgen bot die Veranstaltung auch die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen: Es gab ein Speed-Networking in kleinen virtuellen Gruppen, die per Zufall gelost wurden. Bei der nächsten Veranstaltung ist noch unklar, ob sie live, online oder hybrid stattfinden wird. Bis zu drei Mal jährlich soll „Innovation durch Dialog“ den Teilnehmenden die Möglichkeit geben, Insiderwissen auszutauschen und so in ihrem Bereich Innovationen voranzutreiben. Aufgegriffen werden dabei relevante und brandaktuelle Themen, die Unternehmen beschäftigen. Die Innovations- und Vernetzungsplattform CREAPOLIS der Hochschule Coburg hat dabei zum Ziel, das Know-how und die an der Hochschule Coburg vorhandenen Kompetenzen stärker in die Region zu tragen und gemeinsam mit den Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft neue Kompetenzen auf- und auszubauen, um zu einer innovationsbasierten Regionalentwicklung beizutragen. CREAPOLIS wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz GWK im Rahmen des Programms Innovative Hochschule gefördert. Von 2018 - 2022 beträgt das Fördervolumen 6,5 Millionen Euro.