Ganzheitliche Gesundheitsversorgung

Freitag. 04. November 2016 (Anna Katharina Illgner)

Fachleute und Studierende diskutierten beim Fachsymposium zur Salutogenen Medizin an der Hochschule Coburg über die Zukunft der Ausbildung von Health Professionals.

Unter dem Titel „Zum Arzt berufen? Arzt werden“ hielt Prof. Dr. Thomas Loew, Leiter der Abteilung für Psychosomatik des Universitätsklinikums Regensburg, sein Plädoyer für vielfältige Wege in die Medizinerausbildung. Er war einer der Referenten des Fachsymposiums zur Salutogenen Medizin am vergangenen Donnerstag. Der Begriff „Salutogenese“ bedeutet soviel wie Gesundheitsentstehung und ist ein zentraler Begriff der Gesundheitsförderung.

Die Hochschule Coburg war Gastgeber der Veranstaltung zum Thema „Neue Wege in der medizinischen Ausbildung und Praxis“. Sie richtete sich an Studierende, vor allem der „Integrativen Gesundheitsförderung“, aber auch an Beschäftigte des Gesundheitssektors. Es konnten hochkarätige Referenten aus Lehre, Wissenschaft und Praxis gewonnen werden, die sich dieser Entwicklung von verschiedenen Seiten näherten und interessante Einblicke gaben. Das Fachsymposium wurde von einer studentischen Projektgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Eberhard Nöfer organisiert.

Das Symposium widmete sich dem Wandel, in dem sich die Ausbildung von Health Professionals befindet. Aktuellen Anlass gibt das Präventionsgesetz, das neue Chancen und Arbeitsfelder eröffnet. Zunehmend werden salutogenetische Ansätze in der traditionellen Medizin diskutiert. Es sollen nicht mehr nur Ärzte für die Gesunderhaltung der Gesellschaft zuständig sein, sondern eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung entstehen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Ein konkretes Beispiel ist die Regiomed Medical School; eine Kooperation der Regiomed-Kliniken mit der Universität Split in Kroatien. Im Herbst dieses Jahres fingen die ersten Studierenden mit ihrem Medizinstudium an und werden in drei Jahren in die Regiomed-Kliniken wechseln. Prof. Dr. med. Johannes Brachmann, Chefarzt der Kardiologie des Klinikums Coburg und Mitbegründer der Medical School, wies eindringlich auf den Ärztemangel hin, dem diese Form der Ausbildung in der Region entgegenwirken soll.

Einer anderen Problematik widmete sich PD Dr. biol.hom. Harald Jurkat, der seit vielen Jahren an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Gießen/Marburg beschäftigt ist. Er zeigte teilweise gravierende Missstände bezüglich der Lebensqualität und des Stresspegels bei Medizinstudenten und Ärzten auf. Und er gab den Anstoß, darüber nachzudenken, in welche Richtung sich unser Gesundheitssystem entwickeln soll.

PD Dr. med. Thomas Bohrer, Leiter des Zentrums für Thoraxchirurgie an der Klinik Bamberg und Gründer eines Raumes für ethische und philosophische Reflexion medizinischen Handelns (Philosophicum), referierte über die Ansiedelung der Medizin zwischen Naturwissenschaft, Kunst und Geisteswissenschaft. Er plädierte für eine zunehmende Hinwendung zu theoretischen und konzeptionellen Aspekten in der Medizin, die das zugrundeliegende Weltbild und den Ethos des Handelns berücksichtigen und reflektieren.

Prof. Dr. Thomas Loew, Ordinarius für Psychosomatik an der Universitätsklinik Regensburg, referierte über innovative Ansätze zur Gestaltung der medizinischen Ausbildung. So könnte man beispielsweise medizinnahe Ausbildungen und Studiengänge auf das Medizinstudium anrechnen und sie modularer gestalten.

Den Abschluss des Fachsymposiums bildete die Diskussion mit dem Publikum, bei der auch Studentinnen zu Wort kamen. In einem waren sich alle einig: die Medizin wird sich, wenn auch allmählich, zur Salutogenese hin entwickeln und es wird Bedarf an umfassend ausgebildeten Health Professionals geben. Nun liegt es an der jungen Generation, diese Zukunft zu gestalten!