Klinische Sozialarbeit: wichtiger Faktor im Gesundheitssystem

Montag. 11. April 2022 (Pressestelle)
Christine Kröger
Prof. Dr. Christine Kröger - Foto: Hochschule Coburg

Klinische Sozialarbeit hat an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule Coburg eine lange Tradition. Wie lange? Im Sommersemester ist der 21. Jahrgang des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiums gestartet. Warum diese Arbeit in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Die insgesamt 35 Fachkräfte der 21. Studiengruppe kommen aus ganz Deutschland und der Schweiz und sind beispielsweise in der Kinder- und Jugendhilfe, in sozialpsychiatrischen Einrichtungen, in der Suchthilfe oder in der Unterstützung von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen tätig. In den kommenden drei Jahren erweitern sie vor allem ihre Kompetenzen in psychosozialer Diagnostik, Beratung, Krisenintervention und Sozialtherapie.

Vizepräsidentin Prof. Dr. Nicole Hegel spricht den Studierenden großen Respekt aus, denn im Weiterbildungsstudium sind vielfältige Aufgaben und Verpflichtungen in Beruf, Familie und Studium „unter einen Hut zu bringen“. Dekanin Prof. Dr. Susanne Gröne hebt hervor, dass es sich um ein sehr etabliertes Studienangebot handelt. Die beiden Studiengangsleiterinnen Prof. Dr. Christine Kröger von der Hochschule Coburg und Prof. Dr. Silke Gahleitner von der Alice Salomon Hochschule Berlin freuen sich über die große Nachfrage, die der Kooperationsstudiengang seit vielen Jahren erfährt. „Selbst in der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen weitgehenden Umstellung auf Onlinelehre ist die Nachfrage nicht eingebrochen – ganz im Gegenteil“ betont Prof. Dr. Christine Kröger.

Für ein engmaschigeres Netz der Gesundheitsversorgung

Klinische Sozialarbeit verfolgt als gesundheitsbezogene Fachsozialarbeit einen sozialen Beratungs- und Behandlungsansatz. Es geht um die Unterstützung von schwer beeinträchtigten Menschen in komplexen Belastungssituationen, die um ein würdevolles Leben und gesellschaftliche Teilhabe ringen und allzu oft durch das Netz der Gesundheitsversorgung fallen. Vor dem Hintergrund eines biopsychosozialen Gesundheitsverständnisses wird das soziale Umfeld bei der Unterstützung, Beratung und sozialtherapeutischen Behandlung intensiv einbezogen.

Die Studierenden werden für gesundheitsschädigende soziale Aspekte wie Armut, Ausgrenzung und Isolation sensibilisiert und besonders darauf vorbereitet, die Auswirkungen sozialer Benachteiligungen zu reduzieren und Teilhabechancen ihrer Klient:innen zu verbessern. Der Studiengang verknüpft die Vermittlung von klinischen Kompetenzen eng mit der beruflichen Praxis der Studierenden. Sie bringen eine mindestens einjährige einschlägige Berufspraxis mit und sind auch während des Studiums kontinuierlich in der Praxis tätig.  

Zwischen Gesundheitspolitik und gesellschaftlichen Herausforderungen

Beraterisch-therapeutische Kompetenzen gewinnen in der Sozialen Arbeit an Bedeutung. Dies liegt auch an gesundheitspolitischen Veränderungen wie beispielsweise dem Gesetz zur Reform der Psychotherapieausbildung, das 2020 in Kraft getreten ist. Die universitäre Direktausbildung von Psychotherapeut:innen wird perspektivisch dazu führen, dass (psycho-)therapeutische Hilfen für stark marginalisierte und komplex belastete Menschen noch unerreichbarer werden. Auch deshalb sind klini­sche Kompetenzen von großer Bedeutung in vielen Feldern der Sozialen Arbeit – von der Schulsozial­arbeit, der Kin­der- und Jugendhilfe über Suchthilfe, Psychiatrie oder der Resozialisierung bis hin zur Forensik.  

Im Wintersemester 2001/2002 hat der erste Jahrgang des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Klinische Sozialarbeit sein Studium in Coburg aufgenommen; seit 2003 wird der Studiengang in enger Kooperation mit der Alice Salomon Hochschule in Berlin realisiert. Es handelt sich nicht nur um den ersten Weiterbildungsmaster, der überhaupt an der Hochschule Coburg eingerichtet wurde, sondern auch um den ersten mit dieser fachlichen Ausrichtung im deutschsprachigen Raum. Das hat wesentlich zur Etablierung der Klinischen Sozialarbeit beigetragen, die in den vergangenen Jahren an immer mehr Standorten etabliert wurde. An der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule Coburg kann Klinische Sozialarbeit seit 2009 auch konsekutiv studiert werden – als Vertiefungsmöglichkeit im Konsekutiven Master Soziale Arbeit.