Promotion über Compliance Management im Gesundheitswesen

Donnerstag. 27. Mai 2021 (Pia Dahlem)
Anja Bauchowitz
Dr. Anja Bauchowitz

Mit 16 machte sie ein erstes Praktikum am Klinikum in Coburg, von da an ließ sie das Thema nicht mehr los. „Die Gesundheitswirtschaft ist mein Steckenpferd“, sagt Anja Bauchowitz. Jetzt hat sie zu Compliance Management im Gesundheitswesen ihre Doktorarbeit verfasst.

Ob Krankenhaus, gesetzliche Krankenkasse oder andere gesundheitswirtschaftliche Einrichtungen: es ist der rote Faden in ihrem Lebenslauf. Darum hat Anja Bauchowitz für ihre Promotion ein Thema gewählt, das sie in vielen Facetten kennengelernt hat. In der Dissertation mit dem Titel „Compliance Management im Gesundheitswesen“ analysiert sie, wie gut Vorgaben und Regeln akzeptiert und umgesetzt werden. „Ich habe sechs Jahre in der Unternehmensberatung gearbeitet und dort unter anderem Compliance Management Systeme in gesundheitswirtschaftlichen Unternehmen eingeführt. Daher bin ich mit der praktischen Seite gut vertraut und habe festgestellt, dass sich viele Akteure im Gesundheitswesen schwertun, Compliance als Managementsystem zu etablieren.“ Der Begriff „Compliance“ wird hier als betriebswirtschaftlicher und juristischer Begriff verwendet. Es geht um Regeltreue; wobei die jeweiligen Regeln von Gesetzen, Verordnungen oder internen Richtlinien bis hin zu ethischen Grundsätzen reichen. Dadurch sollen zum Beispiel Reputationsschäden oder Haftungsfälle vermieden und die Beschäftigten geschützt werden. Oft führen Fälle von Korruption oder Abrechnungsbetrug zu finanziellen Schäden. Daher ist gerade für Krankenversicherungen das Thema wichtig, denn diese Kosten gehen zu ihren Lasten.

Unterstützung von vielen Seiten

Die Arbeit entstand als kooperative Promotion der Universität Bayreuth bei Prof. Dr. Jörg Schlüchtermann und bei Prof. Dr. Mirko Kraft von der Hochschule Coburg. Drittgutachter war Prof. Dr. Friedrich Sommer von der Universität Bayreuth. Anja Bauchowitz war an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Coburg als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Kraft tätig. Ihre Mitarbeit wurde maßgeblich von der HUK-COBURG gefördert. In diesem Zusammenhang stellt Prof. Kraft heraus: „Ich bin sehr dankbar, dass die HUK-COBURG die Hochschule Coburg und damit auch das Forum V, als Netzwerk der nordbayerischen Versicherungswirtschaft und -wissenschaft, mit einer Wissenschaftsförderung finanziell unterstützt hat und auch weiter unterstützt.“ Gerade an Hochschulen für angewandte Wissenschaften würden die Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen, um Forschungsergebnisse mit Kooperationspartnern zu generieren, die den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft sicherstellen. 

Unterstützung bei der Promotion erhielt Bauchowitz außerdem durch ihre Mitgliedschaft im BayWISS-Verbundkolleg Ökonomie, dem Bayerischen Wissenschaftsforum. Auch die Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an bayerischen Hochschulen (LaKoF Bayern) hat die Arbeit der Coburgerin mit einem Stipendium gefördert. Die LaKoF Bayern setzt sich für Chancengleichheit von Frauen in der Wissenschaft, Forschung und Lehre ein. 

Ein heikles Thema

Die Promotion von Anja Bauchowitz beruht auf einer qualitativen Analyse mit Fallstudien und Interviews. Dazu hat sie in einer großen Krankenversicherung, in einer großen Krankenhausgruppe sowie einem weiteren großen Krankenhaus und einem Pharmaunternehmen Interviews geführt. „In all diesen Unternehmen ist Compliance Management strukturiert abgebildet und es wurde untersucht, wie die Abteilungen damit umgehen.“ Ein Ergebnis ist, dass es in Krankenhäusern die größten Probleme gibt. „Es bestehen große Unterschiede zwischen dem ärztlichen und pflegerischen und dem kaufmännischen Teil des Personals, daher muss man sehr individuell auf diese Gruppen zugehen“, erklärt Bauchowitz. Prof. Kraft bestätigt: „Das Thema Compliance ist generell heikel und die Arbeit war empirisch sehr aufwändig. Am Ende kamen relevante Forschungsergebnisse mit praktischen Handlungsempfehlungen zur Akzeptanz einer Compliance-Kultur für den Gesundheitssektor heraus.“