Von Seifenblasen und gutem Design

Dienstag. 22. Februar 2022 (Pia Dahlem)
Prof. Natalie Weinmann
Natalie Weinmann ist Professorin für Integriertes Produktdesign an der Hochschule Coburg. / Foto: Isabel Thoma

Seit Herbst 2021 lehrt Natalie Weinmann im Studiengang Integriertes Produktdesign an der Hochschule Coburg. Mit ihrem Fach deckt sie ein breites Feld ab und möchte vor allem eines: Neugierde wecken!
„Ich finde Seifenblasen sind faszinierende Objekte. Man kann sie beobachten, doch nichts mit ihnen gestalten oder formen, wie man es mit Holz, Kunststoff oder Metall gewohnt ist.“ Natalie Weinmann experimentiert gerne mit unkonventionellen Materialien und ihre Neugierde ist ansteckend. Sie möchte den Studierenden Erfahrungen mit dem Ungewohnten ermöglichen: „Diese Erfahrungen können den jungen Menschen helfen, sich in einer immer schneller wandelnden Zeit zurechtzufinden und besonders im Umgang mit neuen Materialien und Technologien handlungsfähig zu bleiben.“
Im Wintersemester 2021/22 kam die 36-Jährige als Professorin für Produktdesign nach Coburg. In diesem breiten Feld möchte sie die Studierenden zunächst dazu bringen, sich intensiv mit verschiedenen Materialien zu beschäftigen. „Ich finde im Design kann man erst durch das Machen viel entdecken und erkennen.“ Daher findet sie es nicht ideal, wenn Entwürfe ausschließlich am Computer entstehen. „Wenn ich etwas entwerfe, muss ich wissen, wie sich das Material verhält, wenn ich damit arbeite“, erklärt Weinmann. Daher experimentieren die Studierenden mal mit Seifenblasen oder dem Geliermittel Agar-Agar. „Ich finde Materialien, die nicht so greifbar sind faszinierend, darum arbeite ich gerne mit Agar-Agar, weil es nicht fest und nicht flüssig ist.“

Voneinander lernen

Natalie Weinmann erzählt, wie sie im elterlichen Betrieb für Metallverarbeitung und Werkzeugbau ihr Interesse entwickelte, Dinge zu bauen und diese dann ganz anders einzusetzen und auszuprobieren. Diese Experimentierfreudigkeit hat sie sich bis heute erhalten: „Als Designerinnen und Designer können wir kreativ sein und im Austausch mit anderen Menschen neue Dinge übernehmen.“ Die interdisziplinären Schnittstellen, die an der Hochschule Coburg bestehen, findet sie besonders spannend: „Wir sind zwar keine Sozialwissenschaftler:innen, interessieren uns aber dafür, wie Menschen sich verhalten. Wir sind keine Ingenieur:innen, gleichzeitig interessieren wir uns für Technik.“ Daher möchte sie noch stärker mit anderen Fachbereichen an der Hochschule Coburg zusammenarbeiten.

Gerade nach den Einschränkungen der letzten beiden Jahre, sollten die Studierenden noch mehr Möglichkeiten bekommen, voneinander zu lernen: „Wir müssen wieder viel gemeinsam in der Praxis zusammenarbeiten, damit auch der Austausch unter den Studierenden stattfinden kann.“ Schließlich sei gegenseitiges Beobachten und Fragen für die Entwicklung der Studierenden wichtig.

Paris – Stuttgart – Coburg

„Unvorhersehbares – Der produktive Umgang mit unplanbaren Dimensionen des Designprozesses“ ist der Titel der Promotion, an der Natalie Weinmann gerade arbeitet. Das trifft den Kern, auf den es ihr in der Lehre ankommt: die Studierenden auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorzubereiten. Dafür greift sie sicher auf den vielfältigen Erfahrungsschatz ihrer Arbeit für internationale Architekturbüros und als freie Designerin zurück. Ihr Studium führte sie von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart auch nach Paris und Helsinki. Bevor sie nach Coburg kam, lehrte Prof. Weinmann in Stuttgart und an mehreren Europäischen Hochschulen, etwa an der Zürcher Hochschule der Künste, der Akademie der Bildenden Künste in München, der Academy of Fine Arts in Warschau oder an der Technischen Universität München am Lehrstuhl für Nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land.