Erstes EU-Forschungsprojekt der Hochschule Coburg

Mittwoch. 19. Dezember 2018 (Anke Hempfling)
Julia Prieß-Buchheit
Prof. Dr. Julia Prieß-Buchheit koordiniert das Projekt.

Für was stehen Marie Curie und Bertrand Russell? Beide haben sich für eine redliche Wissenschaft für die Gesellschaft eingesetzt. Das macht die zwei Wissenschaftler zu Gallionsfiguren im Rahmen des neuen Projekts „Path2Integrity“.

Feldversuche sind ein beliebtes Mittel, um wissenschaftlich zu arbeiten. Beispiel autonomes Fahren: auf Autobahnen oder in der Stadt testen Forscher selbstfahrende Autos. Aber darf ein Fahrzeug ohne Fahrer einfach so am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen? Eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Eine Frage, die – wenn sie falsch beantwortet oder gar nicht berücksichtigt wird – die Ergebnisse des Versuchs unbrauchbar machen kann. Um Studierende auf solche Herausforderungen vorzubereiten, stellt Prof. Dr. Julia Prieß-Buchheit als Koordinatorin des internationalen Projekts „Path2Integrity“ mit Kolleginnen und Kollegen in den nächsten drei Jahren ein Handbuch mit 20 Lehr- und Lerneinheiten zusammen.

Wie man wissenschaftlich arbeitet, wird bisher an Hochschulen und Universitäten oft im Stil einer Vorlesung unterrichtet. Zuhause versuchen die Studierenden dann, das Gelernte nachzuahmen. „Die Wirkung dieser Formate ist relativ gering“, gibt Professorin Prieß-Buchheit zu bedenken. Abschreiben oder ein unbedachter Umgang mit Versuchspersonen und neuen Techniken sind wohl die bekanntesten Folgen. Das Projekt „Path2Integrity“ zielt auf eine interaktive Lernmethode ab. Im Handbuch werden 20 Einheiten für verschiedene Studiengänge und Fachbereiche gesammelt. Diese werden den Dozent*innen und Studierenden in den Seminaren zum wissenschaftlichen Arbeiten als Diskussionsgrundlage dienen. Konkret wird es dann in Form von Rollenspielen, in denen beispielsweise der Student auf seinen Dozenten oder die auf Ergebnisse drängende Laborchefin auf den unter Druck stehenden Laboranten trifft. Hier lernen die Studierenden Problemsituationen aus verschiedenen Perspektiven kennen. Außerdem soll ihnen so bewusst werden, wie wichtig die Einhaltung von Standards zum wissenschaftlichen Arbeiten ist.

„Wir möchten, dass es für Studierende selbstverständlich wird, sich an diese Standards zu halten. Redliches wissenschaftliches Arbeiten soll von Beginn an etabliert sein“, erklärt die Projektkoordinatorin Prieß-Buchheit. Mit „wir“ meint sie zudem zwei wissenschaftliche Mitarbeiter*innen von der Hochschule Coburg, zwei weitere Hochschulen sowie fünf (Bildungs-)Einrichtungen aus Polen, Spanien, Dänemark, Deutschland und Bulgarien. Das Lehrhandbuch soll ab 2021 für jeden zugänglich sein. Die Inhalte sind dabei nicht nur für Studierende, sondern auch für Schüler*innen der Klassenstufen 11 bis 13 sowie für Doktorand*innen interessant. Die 20 Einheiten sind dementsprechend ausdifferenziert.

Gefördert wird das Projekt im Rahmen von Horizon 2020, dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union. Das Gesamtbudget des Projekts beträgt 2,5 Millionen Euro. „Die Hochschule Coburg ist die erste bayerische Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die mit ihrem Antrag für Horizon 2020 als Projektkoordinatorin erfolgreich war. Da sind wir ganz stolz und bedanken uns bei der Bayerischen Forschungsallianz für die Unterstützung“, sagt Vizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Aileen Funke.