Gender & Diversity Days: unser soziales Geschlecht

Donnerstag. 02. Dezember 2021 (Natalie Schalk)
Ein Teil des Teams der Gender & Diversity Days: studentische Hilfskraft Saskia Drägestein, stellvertretende Frauenbeauftragte Elisabeth Westhäuser, Mentoring-Managerin Dr. Renate Lucke, Frauenbeauftragte Prof. Dr. Christiane Alberternst, Anna Keiderling vom Projekt:ING. Foto: Julian Uebe / Hochschule Coburg
Anna Keiderling, Dr. Renate Lucke, Prof. Dr. Christiane Alberternst (vorn) und Elisabeth Westhäuser bereiten die Gender & Diversity Days an der Hochschule vor. Foto: Julian Uebe / Hochschule Coburg

Bei den Gender & Diversity Days beschäftigt sich die Hochschule Coburg intensiv mit genderbezogenen Rollenbildern, Erwartungen und Privilegien.

Nicht weinen, keine Angst haben, verteidigen, versorgen, Geld verdienen: Die Gesellschaft steckt Jungen und Männer in die Schublade „starkes Geschlecht“. Immer noch. Und immer noch müssen Mädchen und Frauen darum kämpfen, aus ihrer Schublade herauszukommen und in Alltag, Familie und Beruf ernst genommen, gleichwertig behandelt und bezahlt zu werden. Bei den Erwartungen daran, was männlich und weiblich ist, geht es nicht um das biologische Geschlecht. Es geht um das soziale Geschlecht, das mit dem englischen Wort „Gender“ bezeichnet wird. „Wir möchten mit den Gender & Diversity Days an der Hochschule Coburg für diese Rollenerwartungen sensibilisieren“, sagt Prof. Dr. Christiane Alberternst. Die Professorin aus der Fakultät für Soziale Arbeit und Gesundheit ist Frauenbeauftragte der Hochschule und erklärt, warum es in Studium, Lehre, Forschung, Arbeits- und Führungskultur auch wichtig ist, über Gleichstellung zu diskutieren.

Die Pandemie begünstigt traditionelle Rollenverteilungen

Die interaktiven Gender & Diversity Days finden am Donnerstag, 9. und Freitag, 10. Dezember online statt. Hauptrednerin ist am Donnerstag von 14.15 bis 16 Uhr die Politikwissenschaftlerin Dr. Regina Frey vom Berliner Gender Institut für Gleichstellungsforschung. „Sie hat die Ergebnisse aktueller Studien im Gepäck“, sagt Alberternst. „Diese zeigen, dass die Pandemie traditionelle Rollenverteilungen befördert. In der Wissenschaft beispielsweise ist die Publikationsrate von Frauen im letzten Lockdown eingebrochen, weil sie vermehrt Care Arbeit erledigt haben.“ Die Corona-Krise hat professionelle Sorgearbeit in Kinderbetreuung und Altenpflege ins Private verlagert. „So etwas müssen wir wissen, um beispielsweise in Berufungsverfahren für Professorinnen und Professoren darauf reagieren und gerechte Maßstäbe anwenden zu können“, sagt Alberternst. „Damit gleiche Chancen für alle gelten. Wir freuen uns besonders, dass die neue Vizepräsidentin Prof. Dr. Nicole Hegel diese Keynote mit ihrem Grußwort eröffnet.“

Exzellenz in gemischten Teams

Bei den Absolventinnen und Absolventen in Bayern sind Frauen in der Mehrheit – aber nur jede fünfte Professur in Bayern ist mit einer Frau besetzt. An der Hochschule Coburg gibt es ein Mentoring-Programm nur für Doktorandinnen. Dr. Renate Lucke, die dieses Förderprogramm leitet, sagt: „Exzellenz heißt Kreativität und Problemlösung, zwei Faktoren, die sich in gemischten Teams am besten zeigten. Doch auch an der Hochschule Coburg haben wir erst 21 Prozent weibliche Professorinnen.“ Karriere-Netzwerke bieten hilfreiche Kontakte und Anregungen und das Coburger Programm ist Teil des Mentoringnetzwerks Oberfranken. Es bringt Akademikerinnen aller Qualifikationsstufen zusammen. Darum geht es am Donnerstag, 9. Dezember, im Workshop „Karrierekick“.

Die Sprache von :innen

Um Mädchen und junge Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen zu fördern, gibt es an der Hochschule das Projekt:ING. Mitarbeiterin Lisa König erklärt, warum hier auch gendersensible Sprache wichtig ist. „Sie trägt dazu bei, Frauen und ihre Leistungen sichtbar zu machen.“ Gerade in männlich dominierten Bereichen wie den Ingenieurswissenschaften wird „männlich“ als unausgesprochene Norm wahrgenommen. „Von dieser möchte man sich sprachlich nicht unterschieden sehen“, nennt König einen Grund, warum auch manche Frauen sich gegen gendersensible Sprache aussprechen. „Wie man spricht, auch ob man gendert oder nicht, kann als Ausdruck der Persönlichkeit verstanden werden und markieren, zu welcher sozialen Gruppe man sich zugehörig fühlt.“ Debatten um Sprache haben auch mit Identität zu tun. Deshalb sind sie oft emotional. „Vor allem wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt wird, in der eigenen Ausdrucksweise bevormundet oder persönlich angegriffen zu werden.“ Darum gehe es aber nicht: „Alles kann, nichts muss. Sprache ist wandelbar, lebendig und vielfältig.“

Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten

Für die öffentlichen Veranstaltungen am Donnerstag, 9. und Freitag, 10. Dezember, gibt es hier Informationen. Zum Programm mit Workshops und Vorträgen für Studierende und Beschäftigte geht es auf der internen Plattform mycampus.