Europa erleben – Studierende der Versicherungswirtschaft besuchten die EU-Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA

Freitag. 14. Dezember 2012 (Pressestelle)
Prof. Mirko Kraft bedankte sich bei den Gastgebern der EIOPA Jerneja Svenšek, Kai Kosik und Yvonne Schmerfeld

Europa ist für viele weit weg, Entscheidungen in der EU dauern lange und sind wenig transparent. So denken zumindest viele. 23 Coburger Studierende des dritten Semesters im Bachelorstudiengang Versicherungswirtschaft erhielten bei einer Exkursion Einblick in die Arbeit der EU-Aufsichtsbehörde für Versicherungen EIOPA (European Insurance and Occupational Pensions Supervisory Authority). Gemeinsam mit Prof. Dr. Jutta Michel und Prof. Dr. Mirko Kraft besuchten sie innerhalb der Vorlesung Versicherungsaufsichtsrecht die europäische Organisation mit Sitz in Frankfurt am Main.

Drei Mitarbeiter von EIOPA erklärten den Studierenden den Aufbau und die Aufgaben der EU-Behörde, die Beaufsichtigung von Finanzanbietern, die zugleich im Bank- und im Versicherungsgeschäft tätig sind (sog. Finanzkonglomeraten) sowie den Stand der Reform des EU-Versicherungsaufsichtsrechts (sog. Solvency II-Projekt). Die drei Themen sind hochaktuell: Die erst 2011 geschaffene EU-Finanzaufsichts­archi­tek­tur soll für den Bankensektor schon wieder geändert werden (Stichwort: Bankenunion). Die Finanzkonglomerate-Richtlinie wird zurzeit überarbeitet, wozu EIOPA kürzlich Vorschläge veröffentlicht hat. Die unter dem Namen „Solvency II“ bekannten Kapital- und Aufsichtsregeln mit dem Ziel, die europäische Versicherungsaufsicht zu harmonisieren, sollten national eigentlich jetzt schon gelten, verzögern sich aber weiter. Momentan besteht in den Versicherungsunternehmen daher hohe Unsicherheit bei den Umsetzungsprojekten.

EIOPA ist Teil des europäischen Finanzaufsichtssystems, einem Netzwerk aus nationalen und europäischen Aufsehern. Eine Hauptaufgabe ist die Beratung des Europäischen Parlamentes und der 27 Mitgliedstaaten im Rat sowie der Europäischen Kommission bei Regulierungsvorhaben im Finanzdienstleistungssektor. Schätzungen zufolge werden mittlerweile mehr als 80 Prozent der deutschen Gesetzgebung für Versicherungsunternehmen und Banken auf EU-Ebene entschieden. Das deutsche Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) beispielsweise wird zukünftig in weiten Teilen nur noch EU-Vorgaben wiedergeben.

Für die Studierenden bekam die EU durch den Kontakt zu den EIOPA-Mitarbeitern mit ihren interkulturellen Hintergründen ein Gesicht. Die komplizierten europäischen Wege mit der Zwischenstation Frankfurt wurden für die Bachelor-Studierenden fassbarer.

Außerdem besuchten die Studierenden noch die Deutsche Bank-Zentrale in Frankfurt und erhielten einen Vortrag über die Deutsche Bank als globalen Finanzdienstleister, die übrigens (noch) national als Finanzkonglomerat beaufsichtigt wird.