Heimische Wirtschaft auf Tuchfühlung mit Banken

Donnerstag. 24. November 2011 (Cindy Heinkel)
Über die Folgen von Basel III diskutierten (v.li.): Jörg D. Scholtka, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, Ralf Zorn, Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Prof. Dr. Petra Gruner, Hochschule Coburg, Dr. Uwe Gaumert, Direktor beim Bundesverband Deutscher Banken e.V., Holger Weidmann, Krautzberger GmbH für Oberflächentechnik und Franz Josef Roth, Direktor der Commerzbank AG in Coburg

Tagung zu „Basel III“ an der Hochschule

Neue Bankenregulierung und die Auswirkungen auf den Mittelstand – dieses Thema hat Vertreter der regionalen Kreditinstitute sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungsgesellschaften und Controlling-Abteilungen regionaler  Maschinen- und Anlagenbauer zu einer gut besuchten Basel-III-Tagung Anfang der Woche an die Hochschule Coburg gelockt.

Wird durch die Regelungen von Basel III das Bankensystem tatsächlich stabiler? Wie wird der Mittelstand davon betroffen sein? Die Tagung lieferte Antworten von Experten: Beispielsweise wird das Kreditgewerbe künftig mehr und qualitativ besseres Eigenkapital vorhalten müssen, als in der Vergangenheit – das war eine der zentralen Botschaften des Vertreters des Bundesverbandes Deutscher Banken, Dr. Uwe Gaumert. Ob und in wieweit dies auf die Kreditkonditionen durchschlagen wird, darauf wollte sich keiner der Referenten festlegen. Weitgehend Einigkeit bestand aber darüber, dass es durch Basel III zu einer stärkeren Ausdifferenzierung der Konditionen in Abhängigkeit von der Bonität kommen wird.

Neben der Erhöhung des Eigenkapitals kommen durch Basel III weitere Herausforderungen auf das Kreditgewerbe zu. Dabei werden nicht alle Maßnahmen als zielführend eingestuft. Insbesondere die geplante Leverage Ratio wird seitens des Bankenverbandes sehr kritisch gesehen. Es bestehe die Gefahr, dass falsche Anreize gesetzt werden und Banken veranlasst werden, in risikoreiche Investments zu gehen, was dem Ziel, das Finanzsystem durch die neuen Regelungen zu stabilisieren, zuwiderlaufen würde.

Die Auswirkungen von „Basel III“ auf die Unternehmensfinanzierung wurden als weitreichend eingestuft. „Basel III wird das Finanzierungsumfeld des deutschen Mittelstandes tiefgreifender verändern als alle vorherigen Regulierungswellen“, so Ralf Zorn von der Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Dabei gehe es nicht nur um die Frage der Kreditkonditionen und den künftigen Stellenwert des Ratings sondern auch um die Anpassung von Produkten und die wahrscheinlich steigende Bedeutung alternativer, vor allem kapitalmarktorientierter Finanzierungsmöglichkeiten.

Insgesamt zeigte die Diskussion, an der auch Franz Josef Roth, Direktor der Commerzbank AG in Coburg, Jörg D. Scholtka vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer und Holger Weidmann von der Krautzberger GmbH für Oberflächentechnik, teilnahmen, dass die Kommunikation zwischen Mittelstand und Kreditgewerbe nach wie vor als verbesserungsfähig einzustufen ist. Manager Weidmann: „Wir als Kunden wollen mehr mitgenommen werden. Es würde schon helfen, wenn seitens der Banken besser erklärt würde, warum welche Unterlagen gebraucht werden oder auch, wie das Ratingergebnis letztlich zustande gekommen ist.“

Mit der Umsetzung von Basel III durch CRD IV (Capital Requirement Directive) auf europäischer Ebene gibt es einen Paradigmenwechsel im Harmonisierungsansatz. Während bislang die Regelungen auf europäischer Ebene ausschließlich durch Richtlinien umgesetzt wurden, wird nunmehr auch das Instrument der Verordnung genutzt. Bei einer Richtlinie besteht noch Ermessensspielraum seitens des nationalen Gesetzgebers eine Verordnung hingegen muss 1:1 umgesetzt werden. Eine Berücksichtigung von historisch gewachsenen nationalen Besonderheiten ist somit nicht möglich. Aus dem Dreiklang Basel-Brüssel-Berlin/Bonn wird damit ein Zweiklang von Basel und Brüssel.