Versicherungsrisiken im Blick
Zwei neue Professoren bringen viel Praxiserfahrung und wissenschaftliches Know-how mit in die Versicherungsstudiengänge der Hochschule Coburg.
Wie bereiten sich Deutschlands Versicherer auf anstehende europäische Vorschriften und neue Kapitalregeln vor? Wie sind Risiken zu minimieren, Erträge zu steigern und die Kunden unter diesen Bedingungen zufrieden zu stellen? In welchem Umfang können Garantien beispielsweise bei Lebensversicherungen noch zugesagt werden? Dies sind Fragen, die sich die Versicherungsbranche aktuell stellt. Und dies sind auch Fragen, auf die Studierende vorbereitet sein sollten, wenn sie in die Berufspraxis gehen. Genau dafür gibt es jetzt an der Hochschule Coburg zwei ausgewiesene Versicherungsexperten: Prof. Dr. Gerhard Mayr und Prof. Dr. Mirko Kraft. Die beiden neuen Professoren stehen besonders für zwei Komponenten – viel Praxiserfahrung und wissenschaftliches Knowhow. So wird das Portfolio der Versicherungsstudiengänge an der Hochschule Coburg nachhaltig gestärkt.
Prof. Dr. Gerhard Mayr kommt vom größten Lebensversicherungskonzern der Schweiz, der Swiss Life. In deren Münchner Niederlassung ist er der Leiter des Finanzwesens. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Betriebswirt hat sich relativ frühzeitig in seinem Lebenslauf auf die Versicherungsbetriebslehre konzentriert und bereits bei namhaften Unternehmen wie KPMG, MunichRe oder Generali in diesem Bereich gearbeitet. Promoviert hat er an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Thema: „Die Internationalisierung der Konzernrechnungslegung deutscher Versicherungsunternehmen“.
Zur Lehre hat Gerhard Mayr eine besondere Affinität: „Vorträge habe ich mein ganzes Leben lang gern gehalten, die letzten Jahre an verschiedenen Hochschulen und Berufsbildungsinstituten“, sagt der 45-Jährige. Das Wissen weiterzugeben und Kontakt zu jungen Menschen zu haben, motiviert ihn seit jeher und bewegte ihn auch dazu, sich auf die halbe Professorenstelle an der Hochschule Coburg zu bewerben. Zumal: „Neben Köln ist Coburg eine der besten Adressen, um Versicherungswirtschaft oder -management zu studieren – das wird auch in der Praxis wahrgenommen“, so Mayr, der nun zwischen München und Oberfranken pendelt. Vor allem die berufsbegleitenden Studiengänge interessieren den gebürtigen Dachauer, zeigen sie doch, „dass sich klassische Lebensläufe auflösen und Hochschulen sich zunehmend öffnen“.
Der zweite Neuzugang in den Versicherungsstudiengängen, Prof. Dr. Mirko Kraft, wechselt vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin nach Coburg und hat hier jetzt sein neues Zuhause. Während seiner Tätigkeit in Berlin beschäftigte er sich intensiv mit den geplanten Eigenkapitalregeln für Versicherungsunternehmen. Bei seinem anderthalbjährigen Aufenthalt in Brüssel begleitete er den europäischen Gesetzgebungsprozess hautnah.
Die geplanten Eigenkapitalregeln sollen sich nach der konkreten Risikosituation des jeweiligen Versicherungsunternehmens richten. Die Versicherungsbranche soll dadurch krisenfester werden. Ziel ist es, dieses EU-Regelwerk in zwei bis drei Jahren umzusetzen. Damit kommen auf die Versicherer in Deutschland neue Herausforderungen zu: „Darauf wollen wir die Studierenden von heute und die Mitarbeiter von morgen vorbereiten. So können sie ihre Kompetenzen in die Geschäftspolitik und die Strategien ihrer Arbeitgeber einbringen“, sagt Mirko Kraft und sieht das als einen seiner Schwerpunkte. Er ist nicht nur Experte in Sachen Versicherungsaufsichtsrecht und EU-Finanzaufsichtsarchitektur, auch mit Stresstests für Versicherer kennt sich der 35-Jährige aus.
Der studierte Mathematiker promovierte 2006 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und beschäftigte sich in seiner betriebswirtschaftlichen Dissertation mit dem Thema „Kostentransparenz in Versicherungsunternehmen“. Er hat auch Projekterfahrung mit Unternehmen und empirisch geforscht. Die Vielseitigkeit von Prof. Kraft spiegelt sich in den Lehrveranstaltungen wider, die er ab dem Sommersemester 2012 an der Hochschule Coburg hält: Kosten- und Leistungsrechnung, Versicherungsbetriebslehre und Risikopolitik & Controlling in Versicherungsunternehmen.