Weltstar der Wissenschaft zu Gast an der Hochschule Coburg

Dienstag. 24. April 2012 (Pressestelle)

Prof. Dr. Carl Djerassi berichtete über seinen Weg vom Erfinder der Antibabypille zum Literaten

Angekündigt wurde er als „Erfinder der Antibabypille“. Aber Professor Carl Djerassi wollte in seinem Vortrag an der Hochschule Coburg nicht nur über sein Leben als Chemiker oder seine 24 Ehrendoktortitel reden. Ihm ging es vielmehr darum, den Besuchern in der vollbesetzten Aula nahezubringen, wie er seit den 1980ernThemen aus der Naturwissenschaft in Geschichten, Romanen und Theaterstücken verarbeitet. „Ich bin ein Schmuggler“, sagte Professor Djerassi selbstironisch. Denn in seine scheinbar fiktionalen Texte schmuggelt er immer wieder Fragen und Themen, die ihn als Wissenschaftler beschäftigt haben.

„Science in fiction“ oder „Science in theatre“ heißt sein Genre, das den Menschen die Angst vor wissenschaftlichen Themen mit der direkten Rede nehmen will. Er reflektiert in seinen Stücken die Rolle des Wissenschaftlers, seine Arbeitsweisen und seine Eitelkeiten. So fragte er provokant: „Wie viele Wissenschaftler wären wohl damit zufrieden, eine sensationelle Entdeckung zu machen und sie dann ohne ihren eigenen Namen der Öffentlichkeit zu präsentieren?“

In seinem Werk „Tabus“ aus dem Jahr 2006 problematisiert er beispielsweise, welche Herausforderungen sich aus den modernen Verfahren der Reproduktionsmedizin ergeben. Als sein wichtigstes Buch präsentierte Professor Djerassi „Vier Juden auf dem Parnass“, ein fiktives Gespräch zwischen Benjamin, Adorno, Scholem und Schönberg. Gleichzeitig machte der 89-jährige Chemiker und Literat klar: Literatur ist für ihn auch immer wieder eine autobiografische Auseinandersetzung. Carl Djerassi ist österreichisch-jüdischer Herkunft. Er wurde 1923 in Wien geboren, wuchs zum Teil in Bulgarien auf und emigrierte 1938 mit seiner Mutter in die USA. Dort entwickelte er an der Stanford University in den 1950er Jahren die erste Antibabypille. Derzeit arbeitet er an seiner „allerletzten Autobiografie“ mit dem Titel „Schattensammler“.