"Als Architekt muss man lernen, Stellung zu beziehen" - Prof. Mark Phillips im Porträt

Mittwoch. 16. Januar 2013 (Pressestelle)
Mark Phillips, Innenarchitekt und Professor an der Hochschule Coburg

Entwerfen, Corporate Interior und Praxisorientierte Projekte: Mark Phillips unterstützt seit dem Sommersemester den Studiengang Innenarchitektur an der Hochschule Coburg. Er tritt damit die Nachfolge von Werner Kintzinger an.

Mark Phillips ist jemand, der sich vor allem von Gefühlen leiten lässt. Das war so, als er sich entschied sein Wirtschaftsinformatik-Studium zu beenden, um an der Universität Kaiserslautern Architektur zu studieren. Das war so, als er mit seinem Architektur- und Innenarchitekturbüro mori:projects das Kinderschutzzentrum in Stuttgart ausgestattet hat, ohne die eigene Arbeitszeit abzurechnen. Und das war so, als er sich entschied, den Ruf an die Hochschule Coburg anzunehmen: „Es ist das Beste, was ich bisher erlebt habe. Ich habe eine unglaubliche Motivation und Energie entwickelt.“

Prof. Phillips vertritt seit Juni 2012 die Fachgebiete Präsentieren, Entwerfen und Materialwirkung. Innenarchitektur-Studierende lernen bei ihm, wie sie ihre Ideen zu Papier bringen, welche Eigenschaften Oberputz haben kann und wie man eine Museums-Ausstellung gestaltet. Doch Phillips geht es um mehr: Er will auch die persönliche Entwicklung der Studierenden fördern. „Als Architekt muss man lernen, Stellung zu beziehen, sich über eine klare Haltung zu definieren.“ Der 43-Jährige sieht sich deshalb vor allem als geistiges Vorbild. Gestalterisch lässt er seinen Studierenden freie Hand.

Geboren in Basingstoke, kommt er mit drei Jahren nach Deutschland. Wenn Phillips heute seine englische Heimat besucht, verspürt er dort vor allem ein Gefühl der Vertrautheit. Auch Coburg erinnere ihn an eine britische Kleinstadt: Die Altbauten, der Park, das neugotische Schloss.

Und die Stadt weckt Erinnerungen an Phillips eigene Studentenzeit in Kaiserslautern. Ähnlich war dort die Überschaubarkeit und familiäre Art der Hochschule. Geprägt habe ihn außerdem der starke studentische Verband. In eigens eingerichteten Arbeitsräumen können die angehenden Architekten an ihren Arbeiten feilen, sich mit Höhersemestrigen austauschen und Kontakte knüpfen. „Auch als Professor finde ich die Vorstellung schöner, dass ich zu den Studierenden an den Arbeitsplatz komme und nicht andersrum.“ Nach dem Studium arbeitete Phillips zunächst im Büro merz sauter zimmermann  in Stuttgart. Am Städtebauinstitut der Universität Stuttgart übernimmt er später die Leitung des Medienlabors. Mit der Innenarchitektin Claudia Wald gründet er 2005 das Architektur- und Innenarchitekturbüro mori:projects. Beide verschreiben sich der Idee, dass die Gestaltung von Bürogebäuden, Ausstellungen, Gastronomiebereichen oder Wohnhäusern nicht nur mit dem Kopf zu tun hat: „Da geht es auch um Seele.“

Als Ergänzung zur Lehrtätigkeit an der Hochschule ist Prof. Phillips auf verschiedenen Kanälen unterwegs. Er schreibt über Aktionen und Workshops in seinem Blog, veröffentlicht in einer Kolumne der Zeitschrift AIT und nimmt an Projekten wie der „72 Hours Urban Action“ in Stuttgart teil. Bei dieser haben junge Kreative aus der ganzen Welt in nur drei Tagen Kunst- und Bauwerke zur Verschönerung des Stadtbildes entworfen. „Ich brauche nach wie vor Input“, sagt Phillips. Sich jetzt auszuruhen, nur weil er Professor an einer Hochschule sei, komme nicht infrage. „Ich lerne gerne von anderen und kann dieses Wissen dann auch weiter geben.“ So wie an der Hochschule Coburg. „Denn nur wer der Welt etwas gibt, bekommt auch etwas zurück."