Hochschule Coburg auf grüner Woche in Berlin

Mittwoch. 19. Januar 2011 (Pressestelle)

Projektpartner aus Automobil- und Mineralölindustrie, Agrarwirtschaft und Hochschule präsentieren innovativen Biokraftstoff

Am kommenden Freitag startet in Berlin die Internationale Grüne Woche. Mit dabei ist auch das Technologietransferzentrum Automotive der Hochschule Coburg (TAC). Zusammen mit Projektpartner aus Automobil- und Mineralölindustrie sowie der Agrarwirtschaft präsentiert Prof. Dr. Jürgen Krahl dort einen Flottenversuch mit dem neuen Biokraftstoff „Diesel regenerativ“. Beteiligt sind die Automobilhersteller Volkswagen und Audi, die Mineralölunternehmen Neste Oil und OMV und das Johann Heinrich von Thünen-Instituts Braunschweig sowie als maßgeblicher Förderer das Bayerische Umweltministerium. Als Vertreter der deutschen Rapserzeuger engagiert sich zudem die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) in diesem Projekt.

Finnische Technologie und deutscher Raps
„Diesel regenerativ“ wird von der finnischen Neste Oil Corporation hergestellt. Das Unternehmen produziert seit 2007 in einem selbstentwickelten und patentierten Hydrierverfahren den weltweit effizientesten und umweltfreundlichsten Dieselkraftstoff auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Mit einer Produktionskapazität von annähernd 1,2 Mio. Tonnen Kraftstoff in den beiden europäischen Anlagen von Neste Oil im finnischen Porvoo (seit 2007) und im niederländischen Rotterdam (ab 2011) eröffnen sich auch für deutsche Landwirte neue Absatzmöglichkeiten.

Flottenversuch in Bayern
Gestartet wurde der Flottenversuch im November des vergangenen Jahres in Coburg. Beteiligt sind Fahrzeuge aus den Fuhrparks des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit sowie der Hochschule Coburg. Im Rahmen der Messepräsentation, die auf der Fachschau Nachwachsende Rohstoffe „nature.tec“ in Halle 4.2 (Stand 101) der Internationalen Grünen Woche stattfindet, stellen die Projektbeteiligten erste Zwischenergebnisse vor. Der wissenschaftliche Leiter des Forschungsprojekts, Prof. Dr. Jürgen Krahl vom Technologietransferzentrum Automotive (TAC) der Hochschule Coburg, ist zuversichtlich, dass „Diesel regenerativ“ die hochgesteckten Erwartungen erfüllen kann: „Wir prüfen mit unterschiedlichen Fahrzeugen und Motorengenerationen, ob dieser neue Kraftstoff mit den vorhandenen Dieselmotoren kompatibel ist und tatsächlich zu niedrigeren Emissionen führt. Verlaufen die Tests positiv, wäre ein Biokraftstoff gefunden, der sich gut für sensible Gebiete wie Innenstädte eignet. Besonders interessant ist dabei der Umstand, dass der Kraftstoff auch in Reinform mit Dieselpartikelfiltern kompatibel ist und über das vorhandene Tankstellennetz vertrieben werden könnte.

Längere Serviceintervalle und weniger CO2
Die Hochschule Coburg ist mit sieben Fahrzeugen an dem Flottenversuch beteiligt, die ausschließlich mit dem neuen Kraftstoff fahren. Darunter sind vier Fahrzeuge, die von der Volkswagen AG zur Verfügung gestellt wurden. Im Bayerischen Umweltministerium werden vier Fahrzeuge der AUDI AG mit dem neuen Kraftstoff betrieben. Die Betankung erfolgt an zwei OMV-Tankstellen, die mit Zapfsäulen für den neuen Kraftstoff erweitert wurden. Damit zeigt die OMV, dass auch auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden kann und so ein Flottentest im alltäglichen Fahrbetrieb möglich ist. Die Automobilhersteller interessiert insbesondere die Verträglichkeit mit sämtlichen Motorkomponenten. Dr. Jens Hadler, Leiter Aggregate-Entwicklung bei Volkswagen geht davon aus, dass sich „Diesel regenerativ“ hier besser verhalten wird als bislang erhältliche Biokraftstoffe. Er geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wir gehen davon aus, dass sich die Serviceintervalle der Fahrzeuge beim Einsatz von hydriertem Rapsöl verlängern lassen könnten. Zudem erwarten wir einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz.“

Wichtig für die Fahrzeughersteller ist, dass sich „Diesel regenerativ“ in sehr breitem Mischungsverhältnis, sogar bis in Reinform, mit konventionellem Dieselkraftstoff auch bei bestehenden Dieselfahrzeugen einsetzen lässt. Dies ist ein klarer Vorteil für „Diesel regenerativ“ im Vergleich zum klassischen Biodiesel.

Messestand:
Internationale Grüne Woche 2011
21. bis 30 Januar
„nature.tec – Fachschau Nachwachsende Rohstoffe“
Halle 4.2, Stand 101
Messe Berlin

Projektpartner:

  • Neste Oil Corp in Espoo, Finnland, die den neuen HVO-Kraftstoff liefert
  • Energiekonzern OMV, der „Diesel regenerativ“ an einer Tankstelle in Coburg und an einer in München anbietet
  • Volkswagen AG, die Fahrzeuge verschiedener Emissionsklassen zur Verfügung stellt und die Abgasuntersuchungen der Coburger Flotte vornimmt
  • AUDI AG, Ingolstadt, die die Inspektion und die Abgasuntersuchungen der Münchner Flotte vornimmt
  • Technologietransferzentrum Automotive der Hochschule Coburg (TAC); wissenschaftlicher Leiter des Projekts ist Prof. Dr. Jürgen Krahl
  • Hochschule Coburg, die mit sieben Fahrzeugen, darunter vier Fahrzeuge der VW AG, an dem Flottenversuch teilnimmt
  • Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, das das Projekt mit 120.000 EUR fördert und vier Fahrzeuge der AUDI AG testet
  • Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig, das gesundheitsrelevante Komponenten im Abgas untersucht
  • Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) als beratender Partner