Kinder und Architektur – kein Widerspruch

Montag. 12. November 2012 (Pressestelle)
Die Kinder vom Kinderhaus Leo sind begeistert dabei, wenn es um das Bauen geht.

Die Hochschule Coburg entwickelt ein Bildungskonzept für den Kindergarten, das Kinder spielerisch an die Themen Bauen und Architektur heranführt.

Was und vor allem wie sollen Kinder im Kindergarten lernen? Welche Inhalte sind in dieser Altersgruppe sinnvoll? Seit Kindertagesstätten als Orte frühkindlicher Bildung erkannt und benannt wurden, diskutieren Bildungsforscher/innen und Pädagog/innen über diese Fragen – mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Die Hochschule Coburg hat vor sechs Jahren eine mögliche Antwort darauf gefunden: Architektur als Thema im Kindergarten ermöglicht es, verschiedene Lernziele und -inhalte zu verknüpfen und in ein sinnvolles Projekt zu integrieren.

Seit 2006 gibt es Architekturprojekt der Hochschule Coburg unter der Leitung von Dipl.-Ing. Ina Sinterhauf, zunächst mit der Kindertagesstätte St. Augustin, seit dem vergangenen Jahr im Caritas-Kinderhaus LEO.

Während eines Kindergartenjahres beschäftigen sich die teilnehmenden Kinder mit verschiedenen Fragen rund um Architektur und Bauen: Welche Gebäude gibt es in der Stadt? Wie wird ein Haus gebaut? Wie wohnen Menschen anderswo auf der Welt? Und was macht ein Haus eigentlich schön? Stück für Stück nähern sich die Kinder dem Entwurf eines eigenen Hauses, das schließlich auch als Modell gebaut wird. Aus allen Häusern entsteht zum Schluss eine gemeinsame Stadt.

Die Erfahrungen in der Projektarbeit zeigen: „Die Kinder sind nicht nur hochmotiviert bei der Sache, sondern nehmen ihre Umgebung und die Räume, in denen sie sich aufhalten, viel bewusster wahr. Auch in diesem Alter haben Kinder schon eine genaue Vorstellung davon, was ihnen gut tut und gefällt“, so Ina Sinterhauf von der Hochschule Coburg.

Im Rahmen des Architekturprojektes entwickeln Kinder vielfältige Kompetenzen, nicht nur gestalterisch und in der Handhabung von Werkzeugen, sondern auch sprachlich und in der Zusammenarbeit untereinander. Praktisch alle Kompetenzbereiche werden angesprochen und unterstützt.

Nun ist das Projekt aus Sicht der Hochschule reif für den nächsten Schritt: Aus den Erfahrungen der Arbeit mit den Kindern soll in den kommenden zwei Jahren ein Bildungskonzept entstehen, dass anschließend allen Tagesstätten zur Verfügung gestellt werden kann. Dazu wurden im ersten Schritt pädagogische Materialien mit Anleitungen für Übungen und Aufgabenstellungen erarbeitet sowie erste Schulungen des pädagogischen Personals durchgeführt.

Derzeit befinden sich die Materialien in der Erprobungsphase, an der im laufenden Kindergartenjahr insgesamt drei Tagesstätten beteiligt sind: Im Caritas-Kinderhaus LEO geht das Projekt in die zweite Runde. Und mit dem Kindergarten Marienschule sowie dem Kinderhaus am Kastanienbaum in Meeder machen sich zwei neue Einrichtungen auf einen spannenden Weg.

Die Hochschule Coburg begleitet die Arbeit in den Pilottagesstätten und evaluiert die Projektarbeit, um daraus Erkenntnisse für die weitere Entwicklung der Materialien und Schulungen zu gewinnen. Begleitet wird das Projekt von einem externen Beirat, dem neben pädagogischen Fachkräften auch Experten für Architektur und Bauen bzw. für Kinderpsychologie angehören. Für das Kindergartenjahr 2013/14 ist die Einbindung weiterer Tagesstätten geplant.