Was ist dran am Mythos Fachkräftemangel

Mittwoch. 23. April 2014 (Pressestelle)
Studierte erst Soziale Arbeit, dann BWL an der Hochschule Coburg - Referentin Linda Halb.

Zum Auftakt der Seminarreihe „Personalpraxis im Dialog“ hat Prof. Dr. Hedwig Schmid eine Absolventin der Hochschule Coburg eingeladen. Linda Halb, Zukunftscoach des Landkreis Coburg spricht über Fachkräftemangel in der Region. Vor allem Facharbeiter und Techniker werden den Unternehmen in Zukunft fehlen.

Im Hörsaal 5-002 hat Linda Halb schon viele Stunden verbracht. Zweimal hat die 28-Jährige an der Hochschule studiert. Erst Soziale Arbeit, dann Betriebswirtschaft. Die Seminarreihe, die Prof. Schmid jedes Semester organisiert, kennt die Absolventin also gut. Experten aus der Praxis erzählen hier von eigenen Projekten und Aufgaben und kommen ins Gespräch mit Studierenden und interessierten Gästen. Diesmal stand das Thema Fachkräftemangel im Fokus - und Linda Halb selbst als Referentin vor den Studierenden.

Als Zukunftscoach hat sie gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung des Landkreis Coburg Unternehmen aus der Region befragt, wie sie den Standort einschätzen. Die Antworten sollen wichtige Anregungen für weitere Projekte der Wirtschaftsförderung liefern. „Wir haben 900 Betriebe angeschrieben, 205 Fragebögen kamen zurück.“ Das sei ein gutes Ergebnis, erklärt Halb. Umgerechnet auf alle Beschäftigen in Stadt und Landkreis würden dadurch circa ein Viertel der Arbeitsplätze abgedeckt.

Die gute Nachricht: Die Sicherheit der Region und die Nähe zu Hochschul- und Forschungseinrichtungen bekommen die besten Noten. Aber: Von insgesamt 16 Faktoren haben die Betriebe die „Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften“ am schlechtesten bewertet. Betrachtet man die einzelnen Wirtschaftsbereiche, hat vor allem das Handwerk Probleme. Insgesamt gaben 38 Prozent der Unternehmen an, dass sie in den vergangenen zwei Jahren schon einmal vergeblich versucht haben, einen Arbeitsplatz zu besetzen. Zum einen seien Bewerber häufig nicht ausreichend qualifiziert, zum anderen gebe es keine oder nur wenige Bewerbungen. Auch die größere Attraktivität anderer Arbeitgeber aus anderen Branchen sehen die Unternehmen als Grund für die Situation.

Zukunftscoach Linda Halb will gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung jetzt Maßnahmen  erarbeiten, die den Unternehmen helfen sollen. „Wir müssen zum Beispiel unsere schon bestehenden Angebote stärker bekannt machen“, resümiert Halb. Dazu gehört zum Beispiel der Talentpool der Region Coburg-Kronach-Lichtenfels oder die Get-COnnected Tour, die gemeinsam mit der Hochschule organisiert wird.

Auch wenn der Akademikermangel noch eine untergeordnete Rolle spielt, hatte die Absolventin für die Studierenden den Tipp: „Vernetzt euch untereinander – schon im Studium. Kontakte können später immer helfen. Und: Nutzt die Angebote, um Kontakte zur Wirtschaft zu knüpfen.“

Wie eine große deutsche Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ihre Fachkräfte rekrutiert, ist übrigens Thema des nächsten Vortrags bei „Personalpraxis im Dialog“. Referent ist Roman Dykta von KPMG. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 14. Mai 2014, um 12.15 Uhr im Audimax I, statt.

Coburg, den 23. April 2014