„Wir dürfen uns nicht ausruhen“ – Interview mit dem Hochschulpräsidenten

Freitag. 03. Mai 2013 (Pressestelle)
Prof. Dr. Michael Pötzl, Präsident der Hochschule Coburg.

Die Hochschule Coburg befindet sich aktuell in einem wichtigen Prozess: der Erarbeitung eines Hochschulentwicklungsplans, dem HEPCo 2020. Was sich deshalb in den nächsten Jahren verändern wird, erklärt Präsident Prof. Dr. Michael Pötzl im Interview. 

Herr Pötzl, die Hochschule Coburg ist - wie viele bayerische Hochschulen - in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Wird sie auch in Zukunft die Zahl der Studierenden halten?
Wir haben unsere Studierendenzahlen in den letzten zehn Jahren quasi verdoppelt. Dieses enorme Wachstum werden wir nicht mehr fortsetzen können. Zum einen gibt es einen Rückgang der Studienanfänger durch die demografische Entwicklung in Oberfranken. Zum anderen sind wir jetzt an einen Punkt gekommen, an dem auch die Infrastruktur keine deutlich größere Zahl von Studierenden zulässt. Wir werden uns in den nächsten Jahren daher noch intensiver um Strukturen, Qualität und Prozesse kümmern.


Wie gelingt der Spagat zwischen der aktuellen und der zukünftigen Situation?
Wir stehen natürlich vor einigen Veränderungen. Denn für den Campus Friedrich-Streib-Straße sind große Baumaßnahmen in der Geschichte der Hochschule geplant. Etwa 70 Millionen Euro werden hier in den nächsten Jahren investiert. Die Weiterentwicklung der Hochschule auf dem derzeitig hohem Niveau ist eine Herkulesaufgabe. Aber es ist letztendlich der einzige Weg den Hochschulstandort Coburg, mittel- und langfristig wettbewerbsfähig zu erhalten. Einige wichtige Themen sind schon gesetzt, jetzt sind aber nochmal Engagement und Kreativität gefordert.


Im bayerischen Hochschulgesetz ist die Erstellung eines Hochschulentwicklungsplans festgelegt. Hier wird ja bereits fleißig daran gearbeitet. Wie haben Sie den HEPCo-Prozess bisher erlebt?
Wir haben diesen Prozess vor eineinhalb Jahren angestoßen und viele Kolleginnen und Kollegen auf der operativen Ebene einbezogen. Das ist eigentlich das, was man sich wünscht. Dass man Dinge „top down“ initiiert und „buttom up“ der Prozess entsteht. Das Material, das dabei zusammengetragen wurde, ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung der strategischen Ziele der Hochschule. Beim großen Visionen-Workshop im Juli 2012 haben wir insgesamt sieben Leitthemen definiert. Jetzt geht es an die inhaltliche Erarbeitung dieser Themen.


Sehen Sie schon bestimmte Schwerpunkte?
Ja, das tue ich durchaus. Wir müssen uns in der Lehre auf eine völlig neue Studierendengeneration einstellen und auf eine immer komplexer werdende Arbeitswelt. Hirnforscher und Lernpsychologen sagen uns, dass wir unsere Studierenden nicht überfrachten dürfen. Wir müssen Phasen lassen, damit sich Wissen setzen kann. Außerdem wird es immer wichtiger, Zusammenhänge herzustellen und über den Tellerrand zu schauen. All das müssen wir anpacken, wenn es um innovative Lehrkonzepte geht. Und wir sind ja mit zwei großen Projekten - EVELIN und Der Coburger Weg - schon dabei, hier erste Schritte zu gehen.


Und im Bereich der Forschung?

Hier geht es darum, dass wir uns in der Wissenschaft etablieren, unsere Institute weiterentwickeln und die Forschungsschwerpunkte stärken. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren das Promotionsrecht für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften kommt und da wollen wir als Hochschule Coburg natürlich dabei sein.


Werden auch externe Experten den HEPCo-Prozess begleiten?

Die Außensicht ist bekanntlich sehr wichtig. Im Rahmen von Vortragsveranstaltungen planen wir deshalb auch externen Input. Zum Beispiel aus der Wissenschaftspolitik oder der Zukunftsforschung, um einfach nochmal die Themen zu benennen, die in den nächsten Jahren ganz wichtig sind für die Hochschulen.


Der Studiengang Informatik hat es in die Liste „Vielfältige Exzellenz“ des CHE-Zentrum für Hochschulentwicklung geschafft, Labore für Bioanalytik müssen aufgrund der hohen Nachfrage ausgebaut werden, der Master Soziale Arbeit erfreut sich deutschlandweit immer größerer Bekanntheit. Warum muss sich die Hochschule Coburg überhaupt Gedanken über die Zukunft machen?
Stillstand ist Rückschritt. Wir können uns nicht ausruhen, auch wenn wir in einigen Bereichen wirklich sehr aufgestellt sind. Die Welt verändert sich und da dürfen wir den Status quo nicht einfrieren. Eine Hochschule, die sich mehr und mehr im Wettbewerb behaupten muss, wird sonst auf lange Sicht Schwierigkeiten haben. Und nebenbei bemerkt: ich persönlich finde diese Entwicklungsmöglichkeiten und unseren Spielraum dabei immer auch spannend.

Weitere Informationen zum HEPCo 2020 finden Sie unter www.hs-coburg.de/hepco2020!

Coburg, den 03. Mai 2013